OKI-Logo Kirchweihfest der Domkirche
in Hildesheim am 14. Mai 2009

 

 

Mit Maria sind wir versammelt, mit Maria waren die Jünger versammelt in Jerusalem in diesem fünfzigtägigen Heute der Osterzeit im Gebet um den Hl. Geist, der am fünfzigsten Tagn auf die Jünger herabkam, am fünfzigsten - Pfingsten - dem Fest im Jahreskreis, das mit einer Zahl benannt wird. Mit Maria sind wir versammelt im Dom im Gebet um den Heiligen Geist, beten besonders für unseren Bischof Norbert und für die Domkapitulare und Domvikare, denen dieser Dom anvertraut ist. Und wir unterbrechen das Gebet mit einer Predigt.

Diese Predigt von einem Prediger ist gefährlich mitten in der hl. Messe. Sie bringt uns in Gefahr, die Predigten zu überhören, die in dieser Liturgie schon waren und sein werden.

In den Lesungen, Wort Gottes, das durch den Engel an Mariens Ohr drang und sie Jesus empfing. Möge es so mit uns sein.

Die Predigt dieses Domes selbst, Schoß Mariens, Schoß für uns, seinen mystischen Leib, in dem wir wieder noch mehr gewandelt werden sollen in Leib Christi. Die Predigt könnten wir überhören, die jeder und jede schon dadurch den anderen hält, dass er, dass sie zu dieser hl. Messe kommt, ein Zeugnis einfach dadruch gibt, ich bin Teil des Leibes Christi. manchmal sagt es der Priester nach dem "Herr ich bin nicht würdig": Empfanget, was ihr seid, Leib Christi, werdet was ihr empfanget, Leib Christi.

Die gewaltige Predigt, die wir einander zugesungen haben im Eingangslied Gotteslob 642, gesungene Katechese "lass uns durch dein Tor herein und in dir geboren sein". Nikodemus fragt Jesus, ob den der Erwachsene neu geboren werden kann. Selbstverständlich, sagt Jesus. Wir werden neu geboren in jeder hl. Messe in diesem Dom, in jeder Maiandacht. Unsere armenischen Schwestern und Brüder konsekrieren jede Kirche als Marienkirche. Wir im Westen beenden jede hl. Messe mit einem Marienlied. Denn es geschieht das, was in Maria und mit Maria geschehen ist. Was von Maria gesagt wird, wird von der Kirche gesagt, wird von jeder Seele gesagt.

Diese Predigt von einem Prediger ist gefährlich mitten in der hl. Messe. Sie bringt uns in Gefahr, zu meinen, nur einer sei aktiv, die anderen passiv. Aber diese Feier ist eine Volks-handlung, eine Lei-t-urgie, Laienhandlung, der Priester erinnert uns in jeder hl. Messe vor dem Gabengebet "betet, dass mein und EUER Opfer!" noch stärker ist es im Römischen Kanon, im ersten Hochgebet der hl. Messe "wir bringen das Opfer für die Gläubigen dar und sie selbst opfern es Dir für sich und andere". Der Priester so wie ich einer bin, bin zum Dienst an den königlichen Priestern und Priesterinnen, Maria Königin, sorge für den traditionsgetreuen Ablauf. Landessuperintendent Badenhop von Hannover mahnte immer wieder "der Pastor, der sich nicht an die Ordnung des Gottesdienstbuches hält, degradiert die Gemeinde zum Publikum" - zum Publikum, das schaut, was wohl jetzt kommt, anstatt ruhig voran zu beten. So kann die Gemeinde auch bei der Predigt des Priesters an dieser Stelle nach dem Evangelium aktiv sein, "der Glaube kommt vom Hören."

Was von Maria gesagt wird, gilt von jedem und von jeder von uns. Darum haben unsere Mütter und Väter im Glauben durch die Jahrhunderte immer wieder allen ihren Kindern, Mädchen und Jungen, den Namen Maria gegeben, Rainer Maria Rilke oder Heinrich Maria Janssen, dessen wir heute besonders gedenken.

Maria ist das Symbol der Erlösung aus reiner Gnade, "bist voller Gnade", da ist kein Platz für Werkgerechtigkeit, wie es unsere lutherischen Geschwister so wichtig halten.

Liebe Mutter Maria, erkläre du uns dein Vorbild an den vier Dogmen, die unsere Mütter und Väter im Glauben von Dir ausgesprochen haben,

  1. du bist Mutter,
  2. du bist Jungfrau,
  3. du bist unbefleckt empfangen,
  4. du bist aufgenommen in den Himmel.
  1. Maria ist Mutter Gottes, in ihrem Schoß hat Christus Fleisch angenommen, auf dem Altar in diesem Mutterschoß Mariendom wird Christus in wenigen Minuten Fleisch in der Gestalt von Brot und Wein. Maria ist unsere Mutter. Wir sind Mutter, wenn wir Christus in die Welt hinein geboren werden lassen durch unser Zeugnis, durch unser Tun, "was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan".
  2. Maria ist Jungfrau, denn sie ist Gottes Mutter, niemand kann Gott der Welt schenken aus menschlichem Zusammenwirken. Früher lasen wir am Ende jeder hl. Messe das Evangelium nach Johannes, dass Christus nicht aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott geboren ist. Jungfräulich. Ein Wunder der Gnade. Wenn eine Mutter Christus lebendig werden lässt durch ihre Liebe zu ihrem Kind, wenn der Lehrer in einem Schüler Christusglauben weckt - es ist jungfräulich, es ist reine Gnade.
  3. Maria ist ohne Erbsünde empfangen, das uralte Fest am 8. Dezember neun Monate vor Mariä Geburt am 8. September. Nicht weil Maria so wunderbare Vorfahren hatte, nicht weil Maria aus Davids Stamm ist, nicht weil die Eltern Mariens ihr eine großartige Erziehung im Tempel schenkten, konnte Maria Mutter Gottes sein, sondern vom Anfang ihres Lebens an nur aus Gnade. Der lutherische Landesbischof Müller von Braunschweig erzählte, dass er seine Habilitation, seine zweite Doktorarbeit zur Zulassung als Professor an der Universität über dieses Dogma der Unbefleckten Empfängnis vom Jahre 1854 gemacht habe und dazu lange in den Archiven in Rom im Vatikan geforscht habe und dabei festgestellt, dass die Bitten und Anfragen, diese Wahrheit der Gnade von Anfang an feierlich zu dogmatisieren nur aus dem Süden des Erdballs und aus dem Süden Europas kamen. "Aus dem Norden Europas brauchten sie nicht zu kommen", kommentierte der lutherische Bischof, "da hatte Martin Luther diese Wahrheit schon dreihundert Jahre vorher verkündet".
  4. Maria ist aufgenommen in den Himmel mit Leib und Seele, wir feiern das Osterfest des Sommers seit 1700 Jahren, 1950 wurde diese Wahrheit als Dogma verkündet. Ein uraltes Fest und eine uralte Wahrheit, eigentlich selbstverständlich: wer Gott gebiert, ganz aus Gnade, von Anfang an von Gott berufen, der ist bei Gott und Gott ist in ihm, der ist im Himmel. Mit Leib und Seele - das meinen wir, wenn wir im Credo beten, dass wir an die "katholische" Kirche glauben, katholisch ist hier nicht im Gegensatz zu protestantisch oder baptistisch oder lutherisch, sondern unser Glaube ist kat-holon, im Ganzen, in der ganzen Welt und in unserem ganzen Leben Tag und Nacht unsere Stütze, alles was ihr tut in Worten oder in Werken, das tut alles im Namen Jesu. In Gott leben wir, bewegen wir uns und sind wir, sagt Paulus. C.G. Jung, Sohn aus protestantischen Pfarrhaus, hat dieses Dogma von 1950 als das größte Ereignis seit der Reformation genannt, geniale Antwort der gläubigen Gemeinde auf die Menschverachtung und Wertlosigkeit des Leibes und des Lebens unserer Zeit der Weltkriege.

Unsere Mütter und Väter im Glauben haben das Bild von der Aufnahme Mariens in den Himmel in den Taufkapellen gemalt: in der Taufe ist unsere Aufnahme in den Himmel, in der Taufe wird der Mensch mit Leib und Seele aufgenommen in die Gegenwart Gottes, in den Leib Christi, in die Kirche.