OKI-Logo Vollversammlung des Päpstlichen Rates
zur Förderung der Einheit der Christen
am Sitz des Rates in der Via della Conciliazione
Mo 12. bis Fr 16. November 2012

(in dem ich von 1976-1982 gearbeitet habe
und seitdem Berater bin)

 

 

Fast siebzig Mitglieder und Berater waren gekommen. Die Beschlüsse werden von den Mitgliedern gefasst: Kardinäle und Bischöfe aus allen Erdteilen. Auch die Berater und die Mitarbeiter haben Sitz und Stimme in allen Versammlungen. Am Montag gab der Präsident des Rates, Kardinal Kurt Koch (vorher Bischof von Basel) einen ausführlichen Bericht über die Arbeit des Rates seit der Vollversammlung 2010. Es ist besonders eindrucksvoll, dass zwar einerseits viele christliche Kirchen den Primat des Papstes ablehnen, aber doch alle christlichen Kirchen Kontakt mit "Rom" suchen und aufnehmen, orthodoxe Kirchen, Kirchen aus der Reformation, Pentekostaner und Charismatiker. Alle wünschen gemeinsame Erklärungen mit dem Papst und geben solche ab. Das ist bei der Klage über die mangelnde Einheit der Christen vielleicht mehr als bisher zu beachten.

Der Dienstag begann mit der hl. Messe am Petersgrab. und einem Bericht von Kardinal Eterovic über die gerade zu Ende gegangene Synode.

Mittwoch ein Gebet der Dritten Stunde mit Ansprache zur Tageslesung. (und so bis Freitag), dann Arbeitsgruppen, jeweils mit der Sprache deutsch, englisch, französisch, italienisch über drei Fragen … am Nachmittag die Auswertung im Plenum in diesen vier Sprachen, mit Simultanübersetzung aus den Kabinen. Jedem Teilnehmer konnte ich das Verzeichnis der orthodoxen Bischöfe ORTHODOXIA 2012-2013 überreichen, Kardinal Koch würdigte es ausführlich.

Am Donnerstag begannen die Beratungen über mögliche und nötige Veränderungen am Direktorium der Oekumene von 1993. Dazu waren von den Mitgliedern und Beratern schriftliche Vorschläge eingereicht worden. Mittags um 12 Uhr Begegnung mit Papst Benedikt in der Sala Clementina.

Der Papst fragte mich sofort nach Prälat Rauch und den Studenten, fragte nach dem Umzug der Arbeit mit den orthodoxen Studenten von Regensburg nach Paderborn und meinte, es würde zwar jedem schwer fallen, von Regensburg weg zu gehen, aber Paderborn sei auch sehr schön.

Am Freitag wurde die Arbeit des Rates für die Kontakte mit dem Judentum vorgestellt, der große Unterschied in der Arbeit der drei Abteilungen des Rates klar herausgestellt: die Kontakte zu den orthodoxen Kirchen sind eigentlich "Innerkirchliche" Kontakte, weil diese Kirchen echte Teilkirchen sind wie die katholischen Bistümer. Bei den Kontakten mit den Kirchen aus der Reformation und mit den neuen Bewegungen geht es um theologische Ubereinstimmungen "from Conflict to Consense" (Titel der gemeinsamen Erklärung des Rates mit dem Lutherischen Weltbund anlässlich des Reformations-Jubiläums 2017), bei den Kontakten mit dem Judentum um gemeinsame ethische und soziale Aussagen. Vielleicht müssten auch die Kontakte mit dem Islam in unserem Rat sein.

Auf vielen Gesprächen am Rande wurde deutlich, dass auch die katholische Kirche schon eine Gemeinschaft von vielen Kirchen ist, eine Gemeinschaft, die durch die Arbeit der vielen römischen Ämter unterstützt wird, Papst Johannes Paul hatte schon in seiner allerersten Ansprache nach der Wahl, noch in der Sixtinischen Kapelle betont, dass für ihn die Sorge für die Einheit der katholischen Kirchen und die Sorge für die Einheit aller christlichen Kirchen die beiden Seiten einer Medaille sind.

Am Freitag waren die französischen Bischöfe kurz vor uns bei ihrem Besuch ad limina beim Papst. Einer von ihnen war mit mir Mitarbeiter im Rat für die Einheit und ist in dieser Woche als Mitglied auch immer wieder auf unseren Sitzungen der Vollversammlung. In seinem Kirchenblatt schreibt er über den Besuch der französischen Bischöfe in Rom: das ist nicht ein Treffen von Engeln! Alle Realitäten der menschlichen Natur kommen da zum Vorschein, verschiedenes Lebensalter und verschiedene Temperamente, unterschiedliche geistliche und theologische Auffassungen, unterschiedliche Erfahrungen in der Seelsorge. Es gibt also Spannungen und Gegensätze. Es kommt auch vor, dass im Vatikan "kleine Monsignori" sich für den Papst halten, oder dass ein Kardinal keine Ahnung hat von den Verhältnissen in Frankreich. Und auch wir Bischöfe können unsere provinziellen Erfahrungen als die einzig richtigen anpreisen … Die Kirche ist eine Gemeinschaft von Dienern, die sich gegenseitig ergänzen, jeder braucht den anderen. Wir brauchen den Papst und er braucht uns. Der hl. Paulus erklärt uns das gut im Ersten Brief an die Korinther 12,12-30. Ich träume von einer Fußwaschung nach Johannes 13,14 von Papst, Mitarbeitern im Vatikan und uns französischen Bischöfen. So eine Feier würde liturgisch ausdrücken, welchen Dienst wir in dieser Kirche haben…

Am Samstag hatte ich noch Gespräche mit Kardinal Sardi und zwei Nuntien, und mit Mons. Scotti vom Rat für die Medien, der ORTHODOXIA 2012-2013 mit der Diplomatenpost an alle Nuntien gesandt hat.

 

Dr. Nikolaus Wyrwoll
Ostkirchliches Institut
Regensburg