Nachruf für Peter Lengsfeld
Freund und Gefährte

 

Mit Peter Lengsfeld, der am 25. Mai 2009 in der Herzklinik in Bad Krozingen / Breisgau verstorben ist, verbindet mich eine Reihe von Gemeinsamkeiten. So das Vertriebenenschicksal als junger Mensch mit Mutter und Geschwistern gegen Kriegsende aus der Heimat im Osten nach Westdeutschland. Erstmalig begegnete ich ihm als Student im Collegium Germanicum und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo wir ein Jahr lang im gleichen Umfeld und im selben Hause lebten. Nachdem er als der Ältere vor mir nach seinem Studienabschluss 1956 für seine Promotion an der Gregoriana das Kolleg verlassen hatte und danach 1958 nach Berlin zurückkehrte, wo er zunächst als Kaplan in der Pfarrseelsorge tätig war, hatten wir uns natürlich aus den Augen verloren.

Eine tiefer gehende Gemeinsamkeit bahnte sich an, als Peter, obschon als Wissenschaftler und in zahlreichen Berufungen und Funktionen als Hochschullehrer erfolgreich und geachtet, mutig eine ungewöhnliche Wende vollzog. Sie begann mit einer, wie er selbst sagte, wichtigen Ausdehnung seines abendländisch-christlichen Gesichtsfeldes hin zu den philosophisch-weltanschaulichen Lehren des Buddhismus. Damit vollzog er allerdings nicht nur eine wissensmäßige Erweiterung, sondern auch eine religiös-praktische und spirituelle, wie sie sich aus dem Erleben des Alltags in einer uns noch immer fremden Hochkultur ergab.

Peter verbrachte ebenso wie ich einen wesentlichen Teil seines Lebens aus einem inneren Antrieb heraus in fünfzehn Japanaufenthalten, nachdem er sich bereits mit verschiedenen Formen der Meditation beschäftigt hatte. In Kamakura, wo ich selbst einige Jahre zuvor die japanische Sprache erlernt hatte, war Peter dort durch den Zen-Meister Yamada Koun Roshi auf die für ihn selbst und später in seiner Funktion als Zen-Lehrer auch für andere wichtige Zen-Meditation gekommen. Damit vollzog Peter eine Schwerpunktverlagerung seines Denkens und Betens.

Von ihr sagte er später, dass die Zen-Meditation als Befreiungsprozess unserer wahren Identität zur wachen Aufmerksamkeit führend heute eine wichtige Quelle zur Überwindung der Menschheitsprobleme, der konfessionellen Differenzen und der kirchenspaltenden Rückwärtsgewandtheiten sei. Wer diese Quelle näher kennenlernen möchte, kann seinen Beitrag und weitere in dem Büchlein "Wie Zen mein Christsein verändert", HERDER Spektrum 2005, nachlesen.

Peter war überzeugt, dass seine bis zu seinem zeitlichen Lebensende anhaltende Tätigkeit als Zen-Lehrer auf dem "Sonnenhof" im Hochschwarzwald, um anderen Menschen zur tiefinneren Erfahrung ihrer Existenzwurzeln zu verhelfen, und die von ihm gehaltenen wöchentlichen Gottesdienste im Altersheim seines Wohnortes Kirchzarten im Breisgau für Menschen, die es seines Erachtens wirklich brauchten, nur zwei Seiten derselben Medaille waren.

Dieser Teil seines Lebensbildes wäre aber nicht vollständig, wenn ich nicht eine weitere ebenso wichtige Gemeinsamkeit erwähnte: die Prägung durch den geistlichen Lehrer, den Peter und ich in der gemeinsamen Studienzeit und später in zahlreichen Begegnungen und Gesprächen als einen väterlichen Freund erlebten. Es handelt sich um den Jesuiten Pater Dr. Wilhelm Klein, der als Spiritual und hochgebildeter Philosoph und Theologe eine ganze Generation von Schülern durch seine damals schon wegweisenden und heute wieder hochaktuellen theologischen Impulse im wahrsten Sinne des Wortes begeistert hat.

In Erinnerung an diesen 1996 in Münster im biblischen Alter von 106 Jahren verstorbenen Priester und Ordensmann fanden sich im Laufe der vergangenen fünf Jahre einige seiner Schüler, darunter auch Peter und ich, mehrmals zu den sogenannten "Münchener Gesprächen" zur Theologie Pater Wilhelm Kleins zusammen. Nicht nur dort hatte ich Gelegenheit, mit Peter und anderen gemeinsam nach mühsamer Vorarbeit vieler anderer einen Schatz für die Nachwelt zu heben, dessen ganzer Wert sich angesichts der gegenwärtigen Verwirrung und Ratlosigkeit in den Kirchen erst noch in Zukunft erweisen wird.

Walter Romahn