OKI-Logo Die Ostkirchen

 

Ostkirche

Als Ostkirche bezeichnet man jene Kirchen, die sich in der östlichen Hälfte des Römischen Reiches bildeten, und östlich und südlich davon. Kulturzentren waren Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Konstantinopel, Rom. Entsprechend strukturierten sich fünf Patriarchate. Alle fünf verstanden sich als eine Communio, Einheit in der Vielfalt, es gab sieben gemeinsame Konzilien. Rom blieb erster Patriarchatssitz - prima sedes, auch als Konstantinopel Hauptstadt des Römischen Reiches wurde.

Diese Communio war freilich aus seelsorglichen und politischen Gründen (z.B. Krönung des "barbarischen" Kaisers Karls des Großen durch den Papst im Jahre 800) immer wieder durch ein Schisma durchbrochen, schon im ersten Jahrtausend, seit Kaiser Konstantins Mailänder Edikt 313 n. Chr. (Gleichstellung des Christentums mit den anderen Religionen), insgesamt fast 250 Jahre. Ortskirchen am östlichen und südlichen Rand des oströmischen (byzantinischen) Reiches trennten sich nach den Konzilien von Ephesus ("Nestorianer") und Chalcedon ("Monophysiten": Armenier, Kopten und Äthiopier, Syrer und Inder). Die Plünderung Konstaninopels durch die Kreuzfahrer (1204) mit der Vertreibung des byzantinischen Kaisers und des Patriarchen (wie zuvor in Antiochien und Jerusalem durch ein lateinisches Kaiserreich), das Scheitern der Union zwischen Ost und West nach dem Konzil in Florenz 1439, die neue Strukturierung der westlichen Kirchen auf dem Konzil von Trient (1545) und die Definition des Jurisdiktionsprimates des Papstes auf dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 sind weitere Schritte der Entfremdung zwischen Ost und West. Manche Ostkirchen erklärten im zweiten Jahrtausend ihre volle Einheit mit Rom (Union, Unierte). Das entfernte wiederum die jeweils nicht unierten Ostkirchen von dieser Einheit.

"Ostkirche" ist also eine Bezeichnung für die östlichen orientalischen, orthodoxen, unierten, byzantinischen Kirchen, unabhängig davon, ob sie in vollkommener Einheit mit Rom stehen. Nach katholischem Kirchenrecht können alle Mitglieder aller dieser Ostkirchen Sakramente bei jedem Priester jeder dieser Kirchen empfangen (Codex des Kirchenrechtes 1983, Canon 844).

Obwohl die Exkommunikation der Griechen 1054 gar nicht stattgefunden hatte, weil Papst Leo IX. schon gestorben war, als sein Gesandter den Exkommunikationsbrief (die "Bulle") auf den Altar der Hagia Sophia niederlegte, und ein Schisma zwischen Ost und West schon einige Jahre vorher eingetreten war, geistert die Jahreszahl durch die Geschichtsbücher. Bei der letzten Sitzung des Zweiten Vatikanischen Konzils 1965 wurde im Beisein einer großen Delegation aus Konstantinopel eine gemeinsame Erklärung von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras verlesen:

"Wir wollen die damals ausgesprochene Exkommunikation aus der Erinnerung der Kirche herausnehmen, für gegenstandslos erklären und ganz und gar in der Vergessenheit begraben."

Die Peterskirche war von einem Jubel erfüllt, wie man ihn sonst im ganzen Konzil nie gehört hatte.

1979 begann der offizielle theologische Dialog zwischen der römisch-katholischen und den orthodoxen Kirchen, der nicht wie die Dialoge mit den Kirchen aus der Reform nur der Klärung der theologischen Unterschiede dient, sondern der Feststellung der vollen Communio.

Das Zweite Vatikanische Konzil im Dekret über die katholischen Ostkirchen:

"27. Ostchristen können, wenn sie von sich aus darum bitten und recht vorbereitet sind, zu den Sakramenten der Buße, der Eucharistie und Krankensalbung zugelassen werden. Ebenso ist es Katholiken erlaubt, dieselben Sakramente von nichtkatholischen Geistlichen zu erbitten, wenn in deren Kirche die Sakramente gültig gespendet werden, so oft dazu ein ernstes Bedürfnis oder ein wirklicher geistlicher Nutzen rät und der Zugang zu einem katholischen Priester sich als physisch oder moralisch unmöglich herausstellt.

28. Unter Festhalten der gleichen Grundsätze wird auch die gemeinsame Beteiligung an heiligen Handlungen, Sachen und Stätten bei Katholiken und getrennten Ostchristen gestattet."

Orthodoxie

Seit dem 19. Jahrhundert, besonders seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird "orthodox" als ein konfessionskundlicher Begriff zur Abgrenzung von "römisch-katholisch" benutzt, für alle nicht in voller Communio mit Rom stehenden Ostkirchen, und insbesondere für die byzantinischen Ostkirchen, die alle sieben ersten Konzilien anerkennen. Alle orthodoxen Landeskirchen gemeinsam machen die eine Orthodoxe Kirche aus, die für die Orthodoxen die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche des christlichen Glaubensbekenntnisses ist. Die orthodoxe Kirche gründet diese ihre Überzeugung auf die Bewahrung des urchristlichen Erbes in Glaube und Leben die Jahrhunderte hindurch. "Orthodoxie" meint nicht einfach eine richtige Lehre, sondern rechten Lobpreis Gottes, der sich im wahren Glauben, in Kult und kirchlichem Leben verwirklicht.

Als betende, Gott ehrende Gemeinschaft versteht sich die orthodoxe Kirche. Sie will nicht soziologische Gruppe sein, kein Verein von Gläubigen, keine Institution, sondern eine sakrale Gemeinschaft, in welcher der dreifaltige, menschenliebende Gott gegenwärtig ist. Jede Ortsgemeinde ist in diesem Sinne Kirche: ihre Mitte ist die Eucharistie, die "Göttliche Liturgie", der ein Bischof oder ein von ihm geweihter Priester vorsteht. Der Bischof ist Pfeiler der Kirche: er ist Hirte der Diözese, ihr Lehrer, der die Lehre des Evangeliums Christi in Übereinstimmung mit der Gesamtkirche verkündet und mit allen anderen, ihm letztlich gleichrangigen Bischöfen in eucharistischer Gemeinschaft steht, die Fundament der Einheit der orthodoxen Kirche ist.

Diese orthodoxe Kirche zählt heute sicherlich fast 200 Millionen Gläubige in aller Welt - im deutschsprachigen Raum etwa zwei Millionen. Die gegenwärtige Struktur, Aufgliederung und Verwaltung der einen orthodoxen Kirche kann man dezentrales System nennen, d.h. die Gesamtheit der Orthodoxie besteht aus einer Reihe selbständiger, autokephaler (von griech. "autos" eigen, und "kephalos" Haupt) Landeskirchen, welche alle untereinander durch das gemeinsame Glaubensbekenntnis, weitestgehend auch durch gleiche Gottesdienstform in unterschiedlichen liturgischen Sprachen verbunden sind. Jede dieser autokephalen Landeskirchen hat das Recht, ihre eigene Kirchenleitung selbst zu wählen, ihre Synoden und andere kirchlichen Organe und Organisationen zu bilden. Die Landeskirchen sind für die Verwaltung aller innerkirchlichen Angelegenheiten zuständig, so dass ein Eingriff anderer orthodoxer Landeskirchen kirchenrechtlich nicht erlaubt ist. Diese Eigenständigkeit der Landeskirchen erklärt die Unterschiede in der Verwaltungsstruktur, z. B. heißt der Leiter der Kirche Patriarch oder Erzbischof oder Metropolit. Kirchliche und theologische Angelegenheiten, welche die Zuständigkeit der einzelnen Kirche übersteigen, werden auf pan-orthodoxen Zusammenkünften und Konferenzen oder auf einem gesamtorthodoxen Konzil geregelt.

ORTHODOXIA, ein Heft mit Namen und Adressen aller orthodoxer und alt-orientalischer Bischöfe aus den Kirchen mit den Communio-Ziffern 1, 2 und 3 erscheint seit 1982 im Ostkirchlichen Institut Regensburg, Ostengasse 31, D-93047 Regensburg.

Die Namen und Adressen der katholischen Ostkirchen (Unierten, mit der Communio-Ziffer 4 kursiv gedruckt) sind jährlich mit allen anderen katholischen Bischöfen im Annuario Pontificio, Libreria Vaticana, I-00120 Vaticano.

Die Ökumenische Centrale in Frankfurt veröffentlicht ein Verzeichnis der Geistlichen der orthodoxen (einschließlich der altorientalischen) Kirchen in Deutschland, Ludolfusstraße 2-4, 60487 Frankfurt am Main, Tel.: [49] 69 247027-0, Fax: -30. E-Mail: info@ack-oec.de.