OKI-Logo 25 Jahre deutschsprachige Gemeinde
St. Michael Athen
am 13. September 2009

 

in italienischer Sprache

Liebe Schwestern und Brüder,

mit dem ersten Lied, das wir gemeinsam gesungen haben, haben Sie den Kern der Botschaft einander gepredigt, die ich mit Ihnen in dieser Predigt bedenken möchte. Wir haben gesungen: ein Haus voll Glorie schauet - und Sie haben voreinander bekannt "Du o Gott hast uns bestellt als Zeugen in der Welt".

Das Silber-Jubiläum der Gemeinde St. Michael, das wir heute hier feiern, gibt Anlass für die Frage: was ist eigentlich die Aufgabe einer solchen Gemeinde in der Stadt Athen? Der Prophet Jeremia gibt eine klare Antwort (Jeremia 29,4ff). Der Prophet schreibt einen Brief von Jerusalem an die Ältesten, an die Priester und an die ganze fromme jüdische Gemeinde in Babylon: "So spricht der Herr: suchet das Beste der Stadt, in die ich euch geführt habe, und betet für sie zum Herrn! denn wenn es der Stadt wohl geht, dann geht’s auch euch wohl." - "Now these are the words of the letter that the prophet Jeremia sent from Jerusalem to the priests and all the people who had been carried to Babylon: seek the peace of the city where I have brought you, and pray unto the Lord for it."

Seit diese Predigt zwischen Evangelium und Credo in die westliche Liturgie geraten ist, besteht die Gefahr, dass wir die anderen Predigten des Gottesdienstes überhören.

Die gewaltige Predigt des Johannes in der Apokalypse in der Lesung, in der Johannes von uns allen, von jedem und jeder von Ihnen hier in diesem Raum sagt: "Ihr besiegt den Teufel durch Euer Wort und Zeugnis!" - "You have triumphed over Satan by your witness and prayers." Die gewaltige Predigt unseres Herrn Jesus Christus selbst, der uns im Evangelium des Johannes anspricht: ihr werdet den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes - z.B. den Erzengel Michael - auf- und niedersteigen sehen. Wir werden diese Wahrheit gleich nach der Wandlung neu spüren, wenn wir beten: dein hl. Engel möge diese Opfergabe hinauftragen auf deinen himmlischen Altar. Der hl. Johannes hat es angedeutet, wir hörten es in der Lesung: die wichtigste Predigt auch dieser heiligen Messe halten Sie, sind Sie, die feiernde Gemeinde!

Jede und jeder von Ihnen predigt schon durch sein Kommen, durch sein Hiersein, gibt sein Zeugnis, bezeugt: ich glaube, ich bin hier zum Beten und Handeln durch den Einsatz für dieses Pfarrfest, für das Wohl der Stadt, in die mich der Herr geführt hat. Ich bin hier und beantworte damit die Frage "Wer ist wie Gott?", die mir der Name meiner Pfarrei immerfort stellt, drei hebräische Wörter: Mi cha el? wer wie Gott? niemand. Meine Antwort: Niemand ist wie Du, o Gott, Du hast Worte ewigen Lebens. Damit erfüllen Sie, jeder und jede hier in diesem Raum, in dieser Gemeinde, die vornehmste Aufgabe einer Gemeinschaft von Christen in einer Stadt: Sie sind frohe Botschaft, frohe Zeugen Gottes in dieser Stadt. Paulus schreibt an die Gemeinde im nahen Korinth (2Kor 3,3): unverkennbar seid ihr ein Brief Christi, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern auf Herzen von Fleisch. Jeremias schreibt den Brief an uns: ihr betet für das Wohl der Stadt, in die Gott euch geführt hat.

Dafür wollen wir gemeinsam danken zum Silberjubiläum der Gemeinde in diesem ihrem priesterlichen Dienst an der Welt. "Ein Segen sollst Du sein" ruft Gott seinem gläubigen Volk zu (Gen 12,2,). Ein Segen bist du geworden durch deine Taufe. "Du bist gesalbt zum königlichen Priester und Propheten" hat der Priester zu jeder und jedem von Ihnen gesagt in der Taufe, und hat Sie gesalbt wie der Priester gesalbt wird. Mit den Worten des Vatikanischen Konzils: "Durch die Wiedergeburt und die Salbung mit dem Heiligen Geist werden die Getauften zu einem geistigen Bau und einem heiligen Priestertum geweiht, damit sie in allen Werken eines christlichen Menschen geistige Opfer darbringen und die Machttaten dessen verkünden." (LG)

Daran denken Sie im von Papst Benedikt ausgerufenen Priesterjahr: Ihr seid priesterliche Verkünder, ihr seid die priesterlichen Beter Wir haben in den katholischen Kirchen zwei Arten von Priestertum: das königliche Priestertum - und das Amtspriestertum zum Dienst. Beide sind nicht etwa mehr oder weniger. Das Gemeinsame Priestertum der Gläubigen und das Priestertum des Dienstes unterscheiden sich dem Wesen nach, nicht etwa dem Grade nach, nicht das eine höher als das andere, sie sind einander zugeordnet. (LG 10). Der Amtspriester zum Dienst - so wie Prälat Brabeck und ich - wird im Sakrament der Weihe an den Händen zum Priester gesalbt, mit denen er Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus gegenwärtig setzt auf dem Altar. Die königliche Priesterin, der königliche Priester wird im Sakrament der Taufe und der Firmung an der Stirn zum Priester gesalbt, weil die Stirn der am meisten sichtbare Körperteil ist, weil sein Priestertum das Zeugnis ist. Das Opfer der königlichen Priesterin ist das tägliche Leben in Familie und Beruf und Gesellschaft und Pfarrei. Der Amts-Priester wie der hl. Pfarrer von Ars, wie Mons. Brabeck vermittelt den Getauften und Gefirmten den Zugang zu den Gnadengaben Jesu Christi, der sie damit selbst ausrüstet und aussendet zu ihrem priesterlichen Dienst in Kirche und Welt. Das Amtspriestertum ist für das Gemeinsame Priestertum da. Es ist eine Funktion, ein Dienst an Ihrem Priestertum, um Ihr Zeugnis, Ihr Gebet von Christus her zu ermöglichen und im Geist Christi zu vollziehen.

In der heiligen Messe kommen auf großartige Weise die beiden Priestertümer zusammen. Das Opfer das täglichen Lebens wird zusammengeführt mit dem Opfer Christi. Das wird ganz deutlich bei der Gabenbereitung, wenn der Amtspriester die Gemeinde auffordert: Betet, dass mein und euer Opfer, mein und euer Opfer Gott dem allmächtigen Vater gefalle. Im jahrtausendalten Text, im ersten Hochgebet, dem "Römischen Kanon" beten die Priester: "und aller Umstehenden, für sie bringen wir dieses Opfer dar, und sie selbst bringen dieses Opfer dar" - "pro quibus tibi offerimus vel qui tibi offerunt." - "we offer you this sacrifice of praise, and they offer it for themselves and for those who are dear to them". Und nach der Wandlung heißt es: "Darum, gütiger Vater, feiern wir, deine Diener und dein heiliges Volk, das Gedächtnis deines Sohnes."

In der Eucharistiefeier opfert nicht also allein der geweihte Priester am Altar. Das Konzil stellt fest: "Der Amtspriester vollzieht in der Person Christi das eucharistische Opfer und bringt es im Namen des ganzen Volkes Gott dar; die Gläubigen hingegen wirken kraft ihres königlichen Priestertums an der eucharistischen Darbringung mit." Die Gläubigen werden sich bewusst, dass das Opfer ihres täglichen Lebens in das Opfer Christi eingeschlossen ist.

Das wird im ersten Hochgebet dadurch deutlich, dass die Gemeinde nicht nur einmal sagt "Deinen Tod o Herr verkünden wir..." sondern mehrfach durch ein "Amen" die Handlung festigt und eigentlich konstituiert. Es ist keine nebensächliche Aufgabe für uns Christen, den Augenblick der Wandlung in der hl. Messe für uns neu zu entdecken für unsere Hingabe mit Christus an den Vater. Es ist ein großer und wichtiger Akt, uns beim Erheben der heiligen Gestalten ausdrücklich mit dem Opfer Christi zu verbinden: "Siehe, Vater, deinen Sohn, nimm uns mit ihm an!" Alle sind gleichermaßen aktiv Handelnde, nicht etwa demütige Zuschauer. In vielen orthodoxen Kirchen finden sich darum immer noch keine Kirchenbänke, alle stehen und fallen mit dem Priester auf die Knie nieder, tief bis zum Boden.

Zusammenfassung und Erinnerung an diese Wirklichkeiten ist das wunderbare Lied, das sie als Credo singen: Fest soll mein Taufbund immer stehen. In der Taufe sind sie königliche Priester geworden.

Zwei Momente der hl. Messe können uns immer wieder an die Wirklichkeiten erinnern, die wir in dieser Predigt betrachtet haben. Der erste Moment: zu Beginn eines jeden Evangeliums fügt der Diakon oder der Priester drei Wörter ein: In jener Zeit. Die Betonung liegt auf jener. Es geht nicht um eine Vergangenheit. Was gleich gelesen wird, war nicht mal früher, sondern ist jetzt: In jener anderen Zeit, nicht in diesem Chronos unserer menschlichen Zeit, in der die Gegenwart dauernd in die Vergangenheit hinein getötet wird, sondern im Kairos, in der Zeit Gottes, in der alles Gegenwart ist und wir darum immer neu unser Opfer anfangen können. Die Gemeinde in unserer Stadt, die heute in griechischer Sprache Eucharistie feiert, hat es einfacher, die Griechen haben zwei Wörter für Zeit im Gebrauch, der Diakon beginnt das Evangelium nicht mit sondern mit en to kairo ekeino im Heute Gottes, wir nehmen teil an der himmlischen Liturgie.

Der zweite Moment ist im Glaubensbekenntnis und in der Bezeichnung unserer katholischen Gemeinde, das kleine Wörtchen "Katholisch" - es hat im ursprünglichen Sinn nichts zu tun mit katholisch oder orthodox oder evangelisch, sondern bezeichnet im eigentlichen Wortsinn "allgemein", "überall", Die Kirche, die Gemeinschaft der Glaubenden, katholisch oder orthodox oder evangelisch ist kath’holon, auf dem ganzen Erdball, ist kat’holin tin himeran, den ganzen Tag und Nacht.

Ihr Zeugnis, liebe Schwestern und Brüder, Ihre Verkündigung, dieses Wort von Johannes "Ihr besiegt den Teufel durch Euer Wort und Zeugnis!" Ihr Leben aus dem Glauben gilt auf dem ganzen Erdkreis, kath’holon tòn kósmon, und gilt den ganzen Tag, kat’hólin tìn himéran, beantworte ich die Frage, die mir der Name meiner Pfarrei stellt, Mi cha el? wer wie Gott? niemand. Niemand ist wie Du, o Gott, Du hast Worte ewigen Lebens.

Amen.

Nikolaus Wyrwoll
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