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"Schaut in den Osten"
am 20. September 2009

 

Wallfahrt entstanden 1969, in den Osten geschaut und große Bedrohung gesehen. Sie haben von dieser ersten Wallfahrt 1969 an gebetet, dass die Mauer zwischen Ost und West fallen möge, und Ihr Gebet wurde erhört. Schaun wir jetzt mal konkret in den Osten, wenden wir uns nach Osten. Was sehen wir heute, wenn wir in den Osten schaun? Ich möchte mit Ihnen drei Wirklichkeiten sehen, wenn wir jetzt nicht nur mit den Augen, sondern mit den Gedanken und dem Herzen in den Osten schauen.

  1. Christus der wahre Osten
  2. den Propheten Baruch 5,5
  3. die östlichen Christen, unsere Schwestern und Brüder
  1. Christus der wahre Osten
    Sonne der Gerechtigkeit nennen wir Christus. Als unsere Mütter und Väter im Glauben das griechische Wort Kyriaké Herrentag und das lateinische Wort dominica Herrentag ins Germanische übernahmen, wählten sie das Bild der Sonne für den Herrentag, Sonntag sagen wir, der Sonntag beginnt mit dem Sonnabend. Christen wandten sich nach Osten in der hl. Liturgie so wie wir eben, ganz gleich, in welcher Richtung der Altar oder die Kanzel steht, beim Evangelium und bei den Wandlungsworten drehten sie dem Altar in St. Peter in Rom z.B. den Rücken zu und wandten sich zur Sonne. Im ersten Jahrtausend hatte das hl. Brot die Form der Brezen - als vor tausend Jahren die Druiden in Gallien die Breze als das Zeichen ihrer Religion betonten, nahmen unsere Mütter und Väter im katholischen Glauben dann die kleine Sonne, die wir bis heute haben und Hostie nennen.

  2. den Propheten Baruch 5,5
    Jerusalem vor der Verbannung nach Babylon 586 bis 538: Bedrohung genau wie bei uns 1969 wurden weggeführt in Gefangenschaft kamen voll Freude zurück - waren sich bewusst geworden, dass Gott ein Einziger und Allmächtiger ist wir lesen das in dem Büchlein des Propheten Baruch alle drei Jahre im Jahr C am zweiten Adventssonntag. da haben wir schon die Verbindung zu Europa 5,6: weggetragen, getrennt durch Eisernen Vorhang wie jetzt wieder in Israel. "Sie kehren ehrenvoll heim" heißt es beim Propheten Baruch: uns wird wieder bewusst, dass der Osten zu Europa gehört - drei Patrone Europas haben wir jetzt, zwei aus dem Osten, die hll. Slavenapostel Kyrill und Method sind zum hl. Benedikt getreten, die Ausdehnung der EU ist nicht eine "Osterweiterung", als wenn der Osten vorher nicht zu Europa gehört hätte, sondern Europäisierung (Josef Homeyer). Alles als Tun Gottes.

  3. Die östlichen Christen, unsere Schwestern und Brüder getrennt unter Tränen - und auch heute noch Tränen, Armut durch den Zusammenbruch der sozialistischen Wirtschaft, wählen Altkommunisten, oder in Nationalismus - die beiden Zwillinge in Polen Getrennt unter Tränen aber auch durch unser Des-Interesse will das reiche Westeuropa uns jetzt als Kolonie?

    Finanzhilfe gut, RENOVABIS hilft mit Geld und mit Partnerschaft, denn Achtung ist noch wichtiger als Geld - und da gehen Sie heute mit gutem Beispiel voran, dass Sie diese Wallfahrt dem Interesse an unseren Schwestern und Brüdern im Osten widmen. Dafür möchte ich Ihnen danken, auch im Namen der mittlerweile fast 800 Studenten, die im Ostkirchlichen Institut bei uns in Regensburg studiert haben und seitdem in ihren Kirchen im Osten Dienst tun mit dem, was sie bei uns gelernt haben.

    40 Bischöfe, viele Äbtissinnen, Religionslehrerinnen, Priester einige waren auch hier, z.B. in Kollnburg zu Fronleichnam die Studenten kommen aus Russland Serbien Ukraine Polen Rumänien Bulgarien Griechenland Armenien Georgien Kerala Syrien Ägypten Konstantinopel - vorgestern habe ich einige in Jerusalem besucht, übermorgen werde ich in Moskau den Patriarchen Kyrill treffen.

    Diese östlichen Kirchen sind ganz eigene Kirchen mit eigener Tradition von der Zeit der Apostel an. Seit 2.000 Jahren ganz anders als wir! Durch Jahrhunderte in gegenseitiger Anerkennung als Kirche. Dann Entfremdung. Nur die Russische Kirche hat uns westliche Katholiken immer als Teil der einen Kirche gesehen, die griechischen Kirchen haben uns exkommuniziert. Heute wieder die Nähe erkannt. Schaut in den Osten - lux ex oriente - die ehemaligen Studenten des Ostkirchlichen Institutes in Regensburg arbeiten dort jetzt mit vielem, was sie bei uns gelernt haben.

    Können auch wir von ihnen lernen? Wir schauen in den Osten, wir haben schon gelernt und lernen - dafür am Ende unseres gemeinsamen Schauens in den Osten noch vier Wirklichkeiten, die wir von unseren Schwestern und Brüdern im Osten gelernt haben.

    1. Sprache - seit Kyrill und Method vor mehr als tausend Jahren - gegen Häresie der drei Sprachen - die slavische Sprache und Schrift für die Übersetzung der Bibel genommen haben, feiern die Kirchen des Ostens in der Landessprache. Das haben wir übernommen im Konzil 1962-1965.
    2. Diakonat wieder übernommen, ständige Diakone, verheiratete Männer. Einer ist hier bei uns auf Wallfahrt.
    3. Das fällt uns auf, wenn wir in die Kirchen im Osten schauen: es gibt keine Bänke, nur einige für Alte und Kranke. Wer aktiv Gottesdienst feiert, steht. Stark ist im Bewusstsein der Christen im Osten das Königliche Priestertum - jede und jeder von Ihnen ist in der Taufe gesalbt zum Propheten und Priester. Wir haben in den katholischen Kirchen wieder entdeckt, dass es zwei Priestertümer gibt, das Königliche Priestertum und das Amtspriestertum zum Dienst. Beide Weisen des Priestertums stehen nicht übereinander oder untereinander, sondern nebeneinander aufeinander bezogen. Der Amtspriester wird im Sakrament der Weihe an den Händen gesalbt, mit denen er auf dem Altar Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus gegenwärtig setzt.
      Der Königliche Priester, die königliche Priesterin wird im Sakrament der Taufe und der Firmung auf der Stirn gesalbt, weil die Stirn der am meisten sichtbare Körperteil ist, das Zeugnis des täglichen Lebens ist das Opfer eines jeden von Ihnen. In der hl. Messe verbinden sich das Opfer meiner Treue in Familie und Beruf mit dem Opfer Christi. Darum ist im Osten jeder aktiv in der hl. Messe, es gibt keine Bänke, wer aktiv ist, der steht.
    4. Maria. Wir im Westen sind in Gefahr, Maria als eine wichtige Person der Vergangenheit anzusehen. Der Osten sieht Maria als Symbol der reinen Gnade, der Engel sagt zu ihr "du bist voll der Gnade" - da ist kein Platz, sich zu rühmen mit eigener Leistung. Weil alles reine Gnade ist, das wir im Vaterunser erbitten, beten wir mit jedem Vaterunser auch das Gegrüßet seist Du Maria - im Rosenkranz gleich zehnmal.
      Am schönsten habe ich das in Regensburg gehärt von einem orthodoxen Mönch aus Griechenland. Die Stadt Navpaktos, wo die Schlacht bei Lepanto war, 1571, das Rosenkranzfest wurde nach dem Sieg von Lepanto eingeführt, sandte vor einigen Jahren eine Delegation nach Regensburg, um sich bei den Bürgern von Regensburg zu bedanken, dass der in Regensburg empfangene und geborene Juan d’Austria die Schlacht bei Lepanto kommandiert und gewonnen hat.
      Der Stadtrat von Navpaktos weiß, dass die Bürger der Reichstadt Regensburg 1542 lutherisch wurden. Also ging der Abt von Navpaktos in den Sonntagsgottesdienst in der luth. Neupfarrkirche in Regensburg, ich musste mit als Dolmetscher. Der Abt bedankte sich, schenkte eine Marien-Ikone und sagte: "eigentlich hat ja nicht Juan d’Austria den Sieg davongetragen, sondern Maria! da brauchen Sie gar nicht zu erschrecken, liebe lutherische Schwestern und Brüder. Wenn wir östliche Christen sagen wollen, dass alles reine Gnade ist, dann sagen wir "o Maria hilf", das hat Maria getan."

Nikolaus Wyrwoll
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