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Priesterweihe von
Irakli Ilia Jinjolava

 

 

Irakli Ilia JinjolavaAm Sonntag 12. Juli 2020, Fest St. Peter und Paul nach julianischem Kalender (im Gebrauch in der orthodoxen Kirche in Georgien) errichtete Patriarch Bartholomaios die georgisch-orthodoxe Kirchengemeinde an der von der Türkei restaurierten griechischen Kirche St. Georg am Edirne-Tor, durch das Sultan Mehmet am 29. Mai 1453 in Konstantinopel eingezogen war. Hier hat Bischof Kyrill seit drei Jahren die georgischen Gastarbeiter betreut, davor war er Pfarrer in Smyrna/Izmir. 2020 wurde Bischof Kyrill Metropolit von Imbros/Gökçeada, wo Patriarch Bartholomaios am 29. Februar 1940 geboren ist.

Mit Metropolit Kyrill und Bischof Kassianos, dem Abt von Chalki/Heybeliada, weihte der Patriarch den Diakon Irakli Jinjolava aus Georgien zum Priester und ernannte ihn zum Pfarrer der neuen Seelsorgestelle. Der Patriarch betonte "alle georgischen, rumänischen, ukrainischen, russischen, bulgarischen usw. orthodoxen Christen in İstanbul gehören zum Patriarchat Konstantinopel, wie auch z.B. griechische Orthodoxe in Georgien zum Patriarchat Georgien gehören oder bulgarische Orthodoxe in Rumänien zum Patriarchat Bukarest. Auch die rumänische Pfarrei in Hasköy am Goldenen Horn, die bulgarische in Şişli und an der Eisernen Kirche beim Phanar sowie die beiden russischen in Karaköy gehören zum Patriarchat Konstantinopel.

In mehreren Städten der Türkei hat Bartholomaios neue Seelsorgestellen errichtet, griechische Kirchen und Hauskirchen, die hauptsächlich besucht werden von den hunderttausenden orthodoxen Gastarbeitern aus den Nachbarländern. An manchen Orten, z.B. in Trabzon und Konya, besuchen diese (und auch die armenischen, äthiopischen) Gastarbeiter die Gottesdienste in den katholischen Kirchen.

In der Liturgie sangen die Sänger vom Phanar, und von der Empore der Frauenchor der georgischen Gastarbeiter in İstanbul. Das Credo wurde griechisch, georgisch, türkisch, kirchenslawisch gebetet, in diesen Sprachen auch das Vaterunser, vom Frauenchor georgisch feierlich gesungen. Diakon Irakli sang die Ektenien/Fürbitten georgisch im Wechsel mit den griechischen Diakonen, bis diese ihn vor den Patriarchen führten, der feierlich in der Königstür der Ikonostase stehend die Weiheansprache hielt, ein georgischer Gast übersetzte sie. Das georgische Treuegelöbnis des Weihekandidaten wurde ins Türkische übersetzt. Der Diakon wurde dreimal um den Altar geführt, den er auf den vier Seiten küsste. Er kniete nieder vor dem Patriarchen, der ihn mit Handauflegung und Gebet zum Priester weihte und ihm den Namen Ilia gab.

Die Diakon-Stola wurde dem Neugeweihten abgenommen, der Patriarchat hob die Priesterstola hoch vor dem ganzen Volk und rief fragend "Axios?" (Ist er würdig?). Donnernd bestätigte die ganze Gemeinde mit den Sängern und dem Frauenchor "Axios!!" - ebenso beim Überreichen von Gürtel und Messgewand.

Irakli Ilia Jinjolava ist am 6. Mai 1990 in Georgien geboren, in Sugdidi am Schwarzen Meer an der Grenze zu Abchasien. Nach Abitur in Zugdidi und Diplom an der Theol. Fakultät in der Hauptstadt Tbilisi war er 2010-2013 und 2020 Stipendiat der DBK (= Deutsche kath. Bischofskonferenz) zu biblischen Studien in Eichstätt und im Herzoglichen Georgianum München. Im von Kardinal Wetter geförderten Orthodoxen Theologischen Institut der Universität München arbeitet er seitdem für seine Promotion zum Dr. theol., mit Prof. Konstantin Nikolakopulos (ab 1984 Stipendiat DBK). In München machte Protopresbyter Konstantin Miron (Stipendiat DBK 1974-1978 Thessaloniki und Ostkirchliches Institut Regensburg) auf die Notwendigkeit einer georgisch-sprachigen Seelsorge in İstanbul aufmerksam. Irakli wurde Mönch in München am 2. Dezember 2017 in der griech.-orth. Salvatorkirche (Vikarbischof Bartholomäus). Erzbischof Zenon weihte ihn zum Diakon am 2. Januar 2018 in seiner Kathedrale Hl. Geist in Dmanisi in Georgien. Patriarch Bartholomaios gab Irakli den Priesternamen Ilia im brüderlichen Gedenken an Patriarch (seit 1977) Ilia von Georgien, der den Taufnamen Irakli trägt.

Ich war 1977 Vertreter des Hl. Stuhls, als Metropolit und Patriarchalvikar Ilia seinen Vorgänger Patriarch David V. beerdigte. Bald darauf wurde Ilia zum Patriarchen gewählt.

Der neue Pfarrer Ilia Jinjolava arbeitet auch in İstanbul weiter an seiner Dissertation an der Uni München "Die Charismen in der paulinischen Ekklesiologie (1 Kor 12-14), und ihre Rezeption in der Sakramenten-Lehre der griechischen Kirchenväter bis zum 4. Jahrhundert." Die Stipendien der DBK Orthodoxe Theologen wurden bis 2013 vom Ostkirchlichen Institut Regensburg verwaltet, seitdem vom Johann-Adam-Möhler-Institut in Paderborn. Dr. Johannes Oeldemann schreibt 23. Juli 2020: Die Zahl der "Paderborner" Stipendiaten aus Georgien ist in den mittlerweile sieben Jahren, in denen wir das Stipendienprogramm DBK betreuen, in der Summe inzwischen auch schon zweistellig. Leider finden die wenigsten anschließend in ihrer eigenen Kirche eine Möglichkeit, wo sie ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden können. Insofern bin ich mir auch nicht ganz sicher, was der Hauptgrund für den Wechsel von Irakli zum Ökumenischen Patriarchat ist: die Suche nach einer Perspektive für sich selbst oder das immer offensichtlicher werdende Bestreben des Patriarchats, sich zu einer multinationalen und "allzuständigen" Kirche zu entwickeln… Soweit Dr. Oeldemann.

In meiner Zeit im Päpstlichen Rat für die Einheit der Kirchen in Rom 1976-1982 gehörte zu meinen Aufgaben auch die Sorge um die Georgisch-Katholische Kirche Unserer Lieben Frau von Lourdes im Ortsteil Bomonti des Bezirks Sisli in İstanbul, gebaut von einer 1801 am Bosporus gegründeten georgischen Ordensgemeinschaft. Der spätere Papst Johannes XXIII. war 1922 Apostolischer Visitator bei dieser Gemeinschaft. Manche meinen, dass bei dieser Visitatoren-Aufgabe Roncallis seine Liebe zur alten "osmanischen" Türkei mit ihrer Vielfalt entstanden sei, die ihm später den Übernamen "der türkische Papst" einbrachte. Das Gotteshaus wurde 1861 errichtet. Heute wird es von den Salesianern Don Bosco verwaltet.

Zur Weihe am 12. Juli 2020 war der georgische Priester mama Leonide Beka Ebralidze" beqa.ebralidze@gmail.com aus Rom gekommen. Er studiert im Rahmen der Stipendien-Arbeit des Katholischen Komitees für Kulturelle Zusammenarbeit CCCC, gegründet im Rat für die Einheit der Christen im Vatikan, ich war Sekretär des CCCC (Comitato Cattolico per la Collaborazione Culturale) in meinem Dienst im Vatikan 1976-1982 und begleitete die orthodoxen Studenten Rom. Sie wohnen in den verschiedenen nationalen Studienkollegien in Rom.

Mama Leonide wohnt im Collegio Lombardo und schreibt seine Doktorarbeit im Istituto Orientale über die Sterbe-Gottesdienste und Beerdigungs-Gottesdienste in der Jerusalemer liturgischen Tradition. Sein Liturgie-Professor am Istituto ist Paul Levon Zekiyan, armenisch-katholischer Erzbischof von İstanbul. Mama Leonide wird nach der "Corona-Zeit" nach İstanbul kommen und mit mama Ilia und mir Stätten des hl. Paulus in der Türkei besuchen. Mama Ilia korrigiert mit mir die Angaben zu den neunzehn georgischen Studenten der DBK im Ostkirchlichen Institut zwischen 1970 und 2013. Metropolit Abraham (*1948) ist einer von ihnen. Er betreut seit 2002 die georgische Seelsorge in Europa und wohnte dazu 2003-2004 im Ostkirchlichen Institut Regensburg, später in Paris, heute in Florenz. 20. März 2011 war er in İstanbul zur Weihe von Metropolit Elpidoforos, heute griechischer Erzbischof der USA.

 

Nikolaus Wyrwoll
27.7.2020

Bericht auf Romfea