CGU-Logo

 

Hl. Markus Crisinus,
Priester, Märtyrer

 

LESEHORE

 

ZWEITE LESUNG
Robert Bellarmin (+ 1621)
Aus einer Exhorte, gehalten im römischen Noviziat am Gedenktag der hll. Märtyrer Cornelius und Cyprian.

 

Ihr werdet von allen Menschen gehasst werden.

 

»Ihr werdet von allen Menschen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.« (1)

Wahr und zuverlässig sind die Worte des Herrn. Denn unter »Menschen« sind die zu verstehen, die nichts weiter sind als Menschen, das heißt Menschenkinder, die zwar Leib und Vernunftseele haben, die aber nicht Kinder Gottes sind, nicht wiedergeboren aus Wasser und Heiligem Geist (2). Darum also sind sie zwar vernunftbegabte, nicht aber geistbegabte Menschen.

»Nehmt euch vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch vor die Gerichte bringen und in ihren Synagogen auspeitschen.« (3)

Die also, die nichts als Menschen sind und den Geist Gottes nicht haben, hassen die Kinder Gottes, weil sie ihnen unähnlich sind. Jeder liebt ja das, was ihm ähnlich ist. »Lasst uns dem Gerechten auflauern: Er ist uns unbequem und steht unserm Tun im Weg. Schon sein Anblick ist uns lästig; denn er führt ein Leben, das dem der andern nicht gleicht.« (4) Alle aber, die nichts als Menschen sind, sind Sünder; sie werden ja befleckt mit der Erbsünde geboren und häufen dann immer weiter Sünde auf Sünde, solange sie nicht in Christus wiedergeboren werden und den Geist Gottes empfangen. Daher schließt der Apostel: »So werden alle, die in der Gemeinschaft mit Christus ein frommes Leben führen wollen, verfolgt werden.« (5) Denn Gegensätze geraten immer in Konflikt; und Gerechte und Ungerechte sind einander entgegengesetzt. Allerdings gibt es diesen einen Unterschied: dass die Ungerechten die Gerechten hassen und ihnen Schaden zuzufügen suchen, weil sie die Liebe nicht haben, während die Gerechten die Ungerechten lieben und sie zu bekehren suchen; und deshalb erweisen sie jenen Wohltaten, indem sie Böses mit Gutem vergelten (6).

Jener Zusatz »um meines Namens willen« (7) erklärt die Hauptursache dafür, weshalb die Bösen die Guten hassen. Die Guten folgen nämlich dem Gesetz Christi; sie tragen darum den Namen »Christen«. Dieses Gesetz nun ist der Welt entgegengesetzt, weil es alle Idole und falschen Götter vernichtet, die sich die Welt gemacht hat. Obwohl wir so viele Feinde haben, die uns hassennicht nur die sichtbaren Menschen, sondern auch die unsichtbaren Dämonen, (8) die jene beherrschen - heißt es dennoch: »Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden.« (9) Das bedeutet: die Bösen können uns nichts anhaben, weder unserem Leib noch unserem guten Ruf noch unseren Gütern. Aber scheint es nicht so, als ob diese Verheißung unerftillt geblieben wäre? Denn die Heiligen haben doch überaus viel von den Gottlosen zu erleiden: Sie verlieren ihr Gut, ihren guten Ruf und ihr Leben. Unzählige Gottlose dagegen sind es, die so leben, als ob ihnen kein Haar gekrümmt werden könnte. - Doch nein, so ist es nicht, im Gegenteil: die Gottlosen verlieren alles, die Gerechten verlieren nichts. Denn man muss nicht das beachten, was geschieht, solange der Kampf in dieser Welt andauert, sondern das, was sein wird, wenn das letzte Urteil gesprochen wird. Der Sinn dieses Wortes ist folgender: Wenn auch die Frommen eine kleine Herde (10) sind, wehrlos und schwach, haben sie dennoch einen Hirten, der alles weiß und alles vermag, nämlich Gott. »Ist aber Gott für uns, wer ist dann gegen uns?« (11) Dieser Hirt also ist es, der nur dann zulässt, dass seinen Schafen etwas Schlechtes zustößt, wenn es sich in ein größeres Gut verwandeln kann: denn »Gott fuhrt bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind.« (12) »Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.« (13) Das ist der Grund, warum so viele Feinde uns nichts anhaben können, weil wir nämlich gewappnet sind mit der Rüstung der Geduld, und die ist unbesiegbar. Alles, worum es in diesem Kampf geht, ist, das Leben zu retten, das heißt, das Heil der Seele oder des Lebens im Geiste zu gewinnen. Denn wenn die Seele unverletzt bleibt, kann alles andere, mag es auch verlorengehen, wiedergewonnen werden. Darum erträgt sie in Geduld alles Böse, damit sie nicht durch Ungeduld in noch schlimmere Übel verfällt.

Auf den ersten Blick scheint die Geduld eine harte und bittere Angelegenheit zu sein; darum meiden viele sie. Aber so ist sie ja in Wirklichkeit gar nicht, sondern anziehend und liebenswert. Denn obwohl Geduld dem Wortsinn nach etwas mit dem Erdulden von Leid zu tun hat, fügt sie doch keine Schmerzen und kein Leid zu, sondern sie lindert und mildert es. Schließlich müsste das Beispiel Christi und der heiligen Apostel, Propheten, Märtyrer und Bekenner, die alle die schlimmste Bedrängnis mit großer Geduld ertragen haben, uns alle beseelen, uns in Geduld zu üben; denn so weise Menschen hätten niemals soviel Leid auf sich genommen, wenn sie nicht gewusst hätten, dass es zwar hart für den Leib, für die Seele aber äußerst nützlich ist. Niemand war weiser als Christus, und niemand wird es je sein; und, was noch mehr zählt, Christus hätte jeder Bedrängnis aus dem Weg gehen können, weil er unschuldig und zugleich allmächtig war. Er aber hat die Würde und den Nutzen der Geduld im Leid für dieses Leben erkannt; und entsprechend wollte er uns durch Wort und Beispiel lehren. Kein Wunder, dass alle heiligen Apostel und Märtyrer den Spuren eines solchen Lehrers mit größter Bereitwilligkeit gefolgt sind.

Gott stellt uns diese Beispiele vor Augen, um uns zu zeigen, dass wir durch seine Gnade mehr an Leid ertragen können, als wir glauben. Wenn wir diese Beispiele recht betrachten, sind sie eine bessere Predigt als alles, was unsere Worte ausdrücken können.

(1) vgl. Lk 21,17-19. (2) vgl. Joh 3,5. (3) Mt 10,17. (4) Weish 2,12.14f. (5) 2Tim 3,12. (6) vgl. Röm 12,21. (7) Lk 21,17. (8) vgl. Eph 6,12. (9) Lk 21,18. (10) vgl. Lk 12,32. (11) Röm 8,31. (12) Röm 8,28. (13) Lk 21,19.

 

RESPONSORIUM

 

R. Gut ist der Herr zu dem, der auf ihn hofft, zur Seele, die ihn sucht. * Gut ist es, schweigend zu harren auf die Hilfe des Herrn.

V. Wie lange zögerst du noch, Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, Gericht zu halten und unser Blut an den Bewohnern der Erde zu rächen? * Gut ist es, schweigend zu harren auf die Hilfe des Herrn.

 

LAUDES

 

HYMNUS
aus den Commune-Texten für einen Märtyrer oder für Hirten der Kirche oder:

 

Sollemnizemus hymnificantes
Ingenti iubilo,
Cordium chorda cantica clangat Marco de Crisio.
Martyrum Mater, refulget Roma,
Terra triumphet, o gloriosa,
De cuius roseo
Surrexit gremio!

Haveto Martyr, christifidelis,
Tuorum gloria!
Sancta corona victor coruscans
Plus quam trisaecula.
Tuus per orbem alma rorescit
Sanguis, et ecce hic aurorescit
Ut cara purpura
Per nostra pectora.

Unum et Trinum magnificemus
Choro incessabili,
Tantae salutis hereditate
Quos auxit perfrui.
Ut quo illum ad caelica traxit
Fervore et nos indui faxit.
O pusillanimi,
Hoc deprecamini!

 

ORATIO

 

Allmächtiger Gott,
du führst zusammen, was getrennt ist,
und bewahrst in der Einheit, was du verbunden hast.
Schau voll Erbarmen auf alle,
die durch die eine Taufe geheiligt sind
und Christus angehören.
Mache sie auf die Fürsprache des heiligen Märtyrers Markus Crisinus
eins durch das Band des unversehrten Glaubens
und der brüderlichen Liebe
durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der mit dir lebt und herrscht
in Ewigkeit.
Amen.