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Elisabeth Unger-Fischer, M.A.
"Regensburg - Knotenpunkt
eines europäischen Netzwerkes"

 

Meine sehr verehrten Festgäste,

vor einigen Wochen durfte ich mich als Teilnehmerin für eine Podiumsdiskussion vorbereiten, bei der es um die Frage ging, inwieweit in dieser größer gewordenen Europäischen Staatengemeinschaft der individuelle Gestaltungsspielraum des Einzelnen eingeschränkt würde und der kulturellen Vielfalt überhaupt noch Rechnung getragen werden könne. Bei der Einarbeitung in diese Thematik wurde mir bewusst, dass ich eine eingeschworene Europaoptimistin bin, die davon überzeugt ist, dass gerade auch durch den Beitritt der Länder des östlichen Europas mit ihrer unglaublich reichhaltigen Kulturlandschaft die europäische Vielfalt noch viel stärker zum Ausdruck kommen wird und dass die Menschen in Europa mit dieser Vielfalt gut umgehen werden können. Durch meine Tätigkeit am Europaeum befasse ich mich tattäglich mit den Prozessen der Europäischen Integration. Von da her weiß ich, welch starkes Interesse die Europäische Union an der Erhaltung und Stärkung dieser kulturellen Vielfalt hat, denn sie weiß genau - die traurigen Ereignisse auf dem Balkan im letzen Jahrzehnt haben dies gezeigt - dass im Auslebenkönnen der eigenen Kultur ein wichtiges Frieden schaffendes Potential steckt. Zudem gibt es sehr viele Institutionen und private Initiativen, deren Ziel es ist, das Interesse oder gar die Begeisterung der Europäer an der kulturellen Vielfalt ihres Kontinents zu wecken.

Erlauben Sie mir bitte zum Stichwort ‘Kontinent’ einen kleinen Exkurs, der zugleich auf einen weiteren Grund meines Optimismus verweisen wird: Der Begriff ‘Kontinent’ wird in Lexikoneinträgen unter rein geografischen Gesichtspunkten als zusammenhängende Landmasse definiert. Kulturelle oder politische Kriterien - also durch Menschen gestaltete Dimensionen - spielen bei der Begriffserklärung scheinbar keine Rolle. Die konkrete Bezeichnung unserer Kontinente bestätigt dies zunächst: Afrika, Australien, Nordamerika, Südamerika sind Bezeichnungen für deutlich voneinander abgegrenzte Erdteile. Aber dann kommen da Asien und Europa - eine einzige zusammenhängende Landmasse wird aufgeteilt in zwei Kontinente. Wenn Sie auf eine Weltkarte schauen, bietet sich kein offensichtlicher Anhaltspunkt für eine geographische Zweiteilung an. Wir wissen natürlich, dass der Ural als Hilfsmittel für eine kontinentale Aufteilung dieser Landmasse in Asien und Europa dient. Dennoch stellt sich die Frage, weshalb dieser relativ kleine westliche Ausläufer qua Definition ein eigener Kontinent namens ‘Europa’ sein soll. Ein weiterer Blick in diverse Lexika zum Stichwort ‘Europa’ gibt sehr aufschlussreiche Informationen. Da wird nämlich eine Ausnahme angedeutet. Geografisch wird Europa dort als westasiatische Halbinsel bezeichnet und dann heißt es weiter: "… muss jedoch aufgrund seiner historischen Rolle als Kontinent bezeichnet werden". Das bedeutet also, dass bei Europa nicht geografische Gegebenheiten für die Bezeichnung als Kontinent ausschlaggebend waren, sondern Artefakte. Die zahlreichen Völker Europas haben also durch ihr gemeinsames Gestalten von Politik, Gesellschaft und Kultur über Jahrhunderte hinweg signalisiert, dass sie zusammengehören und, trotz vieler Kriege untereinander, fähig sind, nach außen hin eine so starke überdauernde gemeinsame Rolle zu spielen, dass sie in ihrer Vielfalt als Einheit wahrgenommen werden. Und die Beständigkeit dieser Einheit wird so zuverlässig eingestuft, wie die Konsistenz und Existenz einer Landmasse. Welchem Volk ist denn vor diesem Hintergrund der konstruktive Umgang mit kultureller Vielfalt mehr zuzutrauen, als den Europäern, die sich vom Atlantik bis zum Ural verteilen?
Ende des Exkurses.

Im Zuge dieser Vorbereitungen für die Podiumsdiskussion kam es dann zu einem sehr interessanten Gespräch mit Kolleginnen aus der Slowakei und der Schweiz, die beide erst seit Kurzem in Regensburg wohnen und an der Universität arbeiten. Wir diskutierten über die Aussichten Europas, durch die Erweiterung um das östliche Europa zu einer tragfähigen Gemeinschaft zusammenzuwachsen und die ehemalige Teilung zu überwinden. Beide konnten meinen Optimismus nicht ganz teilen, führten jedoch meine Einstellung auf einen Umstand zurück, der mich im ersten Moment sehr verblüffen ließ: Beide vertraten die Auffassung, dass das Leben in dieser Stadt - in Regensburg - für meinen europa-optimistischen Blick verantwortlich wäre!

Warum? Weil, so berichteten die beiden, sie noch nie in einer Stadt gewohnt hätten, in der so zahlreiche Einrichtungen und Institutionen bezüglich der Kommunikation mit dem östlichen Europa an einem Strang zögen, in der die Bürger nicht vom Ostblock sprächen, sondern das östliche Europa als Region mit vielen Staaten eigener Ausprägung und Sprache begriffen, in der nicht nur ich sondern viele Bürger sich als begeisterte Europäer outen, in der die Universität zahlreiche Kooperationen zu den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas pflegte und für deren Koordination eigens ein Europaeum, ein Ost-West-Zentrum, eingerichtet wurde.

Diese Eindrücke bzw. faktischen Gegebenheiten konnte ich durchaus bestätigen, bin aber ehrlich gesagt noch nie auf die Idee gekommen, sie auf einen europaoptimistischen Nährboden hier in Regensburg zurückzuführen, der meinen Blick und mein Meinungsbild entsprechend steuert. Je mehr ich jedoch über diese These nachdachte, desto bewusster wurde mir, dass es in Regensburg so auffallend viele europäische Netzwerke in unterschiedlichsten Bereichen gibt, dass man nicht einfach sagen kann: "Ja, die haben sich hier halt zufällig alle angesiedelt", sondern sich die Frage aufdrängt: "Warum gibt es ausgerechnet hier in Regensburg ein wahres Nest an Einrichtungen, Initiativen und Ideen, deren Hauptziel die Förderung des gesamteuropäische Dialoges ist?" In den letzten Wochen habe ich viel recheriert und bin den Entstehungsgeschichten so mancher Einrichtungen nachgegangen. Und ich muss sagen: Diese beiden Kolleginnen haben wirklich recht. Zwischen dem Regensburger Europaoptimismus und diesem außerordentlich gut ausgebauten europäischen Netzwerk in Regensburg scheint in der Tat ein deutlicher Bedingungszusammenhang zu bestehen, der eine Wechselwirkung auslöst: die zahlreichen europaorientieren Einrichtungen verursachen eine europaoptimistische Stimmung und diese Stimmung inspiriert wiederum zur Entstehung weiterer Einrichtungen und Ideen, die der Förderung des Dialoges dienen.

Ich will nun versuchen, Ihnen aus der Perspektive meiner Tätigkeit als Mitknüpferin des Regensburger Europanetzes diesen Bedingungszusammenhang konkret aufzeigen.

Vielleicht kann es so mancher Regensburger schon nicht mehr hören - bei Diskussionen zum Thema ‘Kulturhauptstadt’ fällt mir das oft auf - wenn gegenwärtige Regensburger Phänomene immer wieder auf die Geschichte dieser Stadt zurückgeführt werden. Aber um die Qualität, die Einzigartigkeit und Nachhaltigkeit des Regensburger Europanetzwerkes angemessen beschreiben zu können, wäre eine Kurve um die Geschichte dieser Stadt aus meiner Sicht gekünstelt, wenn nicht sogar unsinnig!

Regensburg war in seiner historischen Funktion als geografisch im Herzen Europas liegende Reichsstadt und Ort des Immerwährenden Reichstags nicht nur Teil eines europäischen Netzwerkes sondern vor allen Dingen auch Knotenpunkt desselben:

Zahlreiche politische Entscheidungen von Europa prägendem Ausmaß wurden in Regensburg gefällt.

Die Handelsbeziehungen Regensburgs erstreckten sich bereits im frühen Mittelalter auf ganz Europa. Weit verbreitetes Zahlungsmittel war nachweislich der Regensburger Pfennig.

Durch die Reichstage kamen Menschen aus ganz Europa nach Regensburg, lebten mit den Bewohnern dieser Stadt, hinterließen ihre Spuren oder ließen sich hier nieder. Die Regensburger lernten auf diese Weise, über ihren Tellerrand zu schauen; sie bekamen Menschen zu sehen, deren Erscheinungsbild in anderen Städten zu dieser Zeit völlig unbekannt war, wie z. B. im 16. Jh. die exotisch anmutende Delegation aus Moskau (Stich hängt im Reichstagsmuseum).

Auch in religiöser Hinsicht ging von Regensburg bereits im 9. Jahrhundert ein wichtiger Impuls aus: Fürsten aus dem östlichen Europa ließen sich in Regensburg taufen, was die Mission großer Gebiete im Osten auslöste.

Das europäische Problem der christlichen Glaubensspaltung und die Regensburger Toleranz, beiden Konfessionen ihren Raum zu geben, war im Übrigen ausschlaggebend dafür, dass seit dem 16. Jahrhundert die Reichstage nur mehr nach Regensburg einberufen wurden. Daraus ging der Immerwährende Reichstag hervor, das quasi erste europäische Parlament. In diesem ältesten Plenarsaal Europas, dem Alten Rathaus, etablierten sich dann im 20. Jahrhundert die Europakolloquien.

Verbinden wir nun die Vergangenheit mit der Gegenwart: Regensburg glitt vor allen Dingen in der Zeit des Eisernen Vorhangs an den Rand dessen, was wir im Westen als Europa bezeichneten. Jenseits der Mauer kam dann einfach nur der Ostblock. Durch den sensationellen Prozess der Vereinigung Europas zu einer Staatengemeinschaft rückt Regensburg wieder in die Mitte und wird seiner historischen Rolle als Knotenpunkt eines europäischen Netzwerks erstaunlich schnell wieder gerecht. Warum? Weil Regensburg diese Rolle seit Fall des Eisernen Vorhangs nicht neu erfunden hat, sondern nie aufgehörte, sein historisches Erbe, nämlich das Denken in europäischen Dimensionen, mit in die jeweiligen Gegenwarten zu nehmen und selbst dann noch aufrechtzuerhalten, als diese Rolle vorübergehend nicht wichtig schien (wie eben zur Zeit des Eisernen Vorhangs).

Durch die behutsame Pflege dieses Erbes über Jahrhunderte hinweg scheint in Regensburg eine Art Geisteshaltung entstanden zu sein, ein genius loci, der unentwegt inspiriert und Ideengeber für immer neue Möglichkeiten der Ausgestaltung des europäischen Netzwerkes ist. Durch diesen genius loci hat Regensburg auch erkannt, an welcher Stelle das europäische Netzwerk besonders gut verwoben sein muss, nämlich dort, wo es um den Dialog zwischen dem Osten und Westen Europas geht. Denn die Qualität dieses Dialogs war immer schon ein Indikator für ein friedliches und erfolgreiches Europa.

Wie aber genau äußert sich dieser genius loci? Wenn Sie die Genese so mancher Regensburger Einrichtungen oder Initiativen, die an der Förderung des europäischen Dialoges arbeiten, näher betrachten, fällt ganz deutlich ein gemeinsames Merkmal ins Auge: Die Entstehung bzw. Gründung von europaorientierten Einrichtungen oder europaorientierten Schwerpunkten in Einrichtungen Regensburgs beruht immer auf bereits vorhandenem Potential und damit verbundener Inspiration, etwas entstehen zu lassen. Zweites Merkmal ist die hohe Qualität dieser Einrichtungen: sie sind von Bestand, arbeiten vernetzt und haben Knotenpunkt-Charakter, das heißt, sie geben Impulse, die weit über die Region hinaus aufgegriffen werden. Dieser genius loci äußert sich also als eine Art Nährboden, dessen Früchte von besonderer Qualität sind. Laut Definition im Wörterbuch der Deutschen Sprache ist ein Nährboden eine Grundlage, auf der sich etwas besonders gut entwickeln kann.

Selbstverständlich kann ich Ihnen in diesem Rahmen nicht die Entstehungsgeschichte sämtlicher europaorientierter Einrichtungen in Regensburg vorstellen - da würden wir noch lange hier sitzen und unser Prälat Nikolaus Wyrwoll hätte dann womöglich eine sehr negative Erinnerung an dieses Symposion. Aber dennoch möchte ich Ihnen gerne einige ausgewählte Beispiele aufzeigen, die sehr deutlich machen, dass die Ansiedlung entsprechender Einrichtungen in Regensburg nicht Zufall war, sondern stimuliert wurde durch eine geistige Grundhaltung, eben den genius loci.

Die Entstehung und das Wirken des Ostkirchlichen Instituts ist ein geradezu ideales Beispiel. Seine Genese geht in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Nachdem auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil Mitte der sechziger Jahre der Beginn der Annäherung zwischen den Östlichen und den Westlichen Kirchen eingeläutet wurde, beschloss die deutsche katholische Bischofskonferenz die Einsetzung einer speziellen Kommission, deren Aufgabe es war, Brücken zwischen beiden Kirchen zu bauen. Als Leiter dieser Kommission wurde der damalige Regensburger Bischof Dr. Rudolf Graber gewählt. Weshalb gerade er? Bischof Graber war bekannt als unermüdlicher Befürworter des Dialoges mit den östlichen Kirchen. Ausgerechnet ein Regensburger? Eigentlich müsste man sagen: Natürlich ein Regensburger! Wie bereits in Umrissen angedeutet, hatte Regensburg seinen Blick schon seit Jahrhunderten auf den östlichen Donauraum gerichtet. Schon vor mehr als 1000 Jahren haben in Regensburg die ersten Kontakte mit den Christen in Böhmen stattgefunden. Die damit verbundenen Erfahrungswerte haben sich im besagten genius loci festgesetzt und verweisen immer wieder auf die Notwendigkeit des Dialoges zwischen Ost und West. Kein Wunder also, dass gerade ein Regensburger den Impuls für dieses Netzwerk gegeben hat und die Annäherung beider Kirchen zu seinem besonderen Anliegen machte.

Doch zurück zur Entstehungsgeschichte des Ostkirchlichen Instituts: Um die Nachhaltigkeit der Begegnung beider Kirchen zu gewährleisten und auf eine stabile Basis zu stellen, fanden zahlreiche theologische Symposien statt und ein mit der Orthodoxie vereinbartes Stipendiatenprogramm wurde eingerichtet. Organisiert und vermittelt werden diese Stipendien vom Ostkirchlichen Institut. Bis heute wurden etwa 1000 Vertreter der orthodoxen Kirchen als Stipendiaten der deutschen katholischen Bischöfe vom Ostkirchlichen Institut betreut. 42 davon wirken gegenwärtig als Bischöfe in ihren orthodoxen Kirchen. Sie sehen also, welch gewaltiger Impuls von dieser Stadt, von diesem genius loci ausgeht.

Ein weiteres - ebenfalls sehr treffendes Beispiel für die Wirkung des genius loci - ist die Entstehung der Einrichtung für die ich arbeite: das Europaeum.

Seine Gründung beruht ganz deutlich auf vorhandenem Potential und Inspiration. Die Universität Regensburg verfügt seit ihrem Bestehen (fast 40 Jahre) über umfangreiche Kontakte zu Universitäten und akademischen Einrichtungen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Eine vor vier Jahren durchgeführte Umfrage an der Universität ergab, dass nahezu jedes Institut an unserer Universität mit Ländern des östlichen Europa kooperiert. Dieses Phänomen ist im Übrigen auf keinerlei allgemeiner Empfehlungen, Direktiven oder Absichtsbekundungen zurückzuführen. Bleibt als Erklärung, dass die Stadt mit seiner traditionellen Europaoffenheit wohl entsprechend stimuliert haben könnte. Mitte der neunziger Jahre folgte dann Professor Dr. Walter Koschmal einem Ruf der Universität Regensburg. Der Slavist erkannte sehr schnell dieses immense Potential zum Aufbau eines tragfähigen Netzes mit dem Osten Europas, setzte sich mit der Bayerischen Staatsregierung in Verbindung und schlug zur Koordinierung und Bündelung dieser Kontakte die Einrichtung eines eigenen Zentrums vor. Die Staatsregierung stimmte zu und ist heute noch froh darüber. Denn seit das Europaeum vor vier Jahren aus der Taufe gehoben wurde, konnte der wissenschaftliche Dialog mit den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas so effektiv ausgebaut werden, dass die Universität Regensburg mittlerweile internationaler Anziehungspunkt für Studierende und Forschende mit diesem Interessensschwerpunkt und Drehscheibe für den Dialog zwischen Ost und West geworden ist.

Eine herausragende Würdigung erfuhr dieses Netzwerk auch durch den Beschluss der Bayerischen Staatsregierung, drei Institute mit Schwerpunkt Osteuropa von München nach Regensburg zu verlegen, um eine optimale inhaltliche Anbindung derselben zu gewährleisten. Des Weiteren sieht die Staatsregierung die Abwicklung sämtlicher Stipendien zwischen Bayern und dem östlichen Europa in Regensburg durch die Gründung eines eigenen Zentrums an der Universität Regensburg namens Bayhost gut aufgehoben. Wieder geht es hier um den genius loci, um einen optimalen Nährboden für europäische Netzwerke.

Dieser Nährboden - um nur kurz auf weitere Einrichtungen einzugehen - war auch ausschlaggebend für die Ansiedlung und den Erfolg des Regensburger Hafens, denn Regensburg war immer wichtiger Warenumschlagplatz für die Verschiffung von Gütern von West nach Ost und umgekehrt. Seit der politischen und wirtschaftlichen Öffnung des östlichen Europa ist der Regensburger Hafen wieder in eine zentrale Position gerückt und wichtige Verkehrsdrehscheibe für den Warenverkehr im gesamteuropäischen Kontext.

Weitere Einrichtungen und Initiativen mit europäischem Netzwerkcharakter, deren Genese auf diesem genius loci beruht und deren Arbeit ich gut kenne sind das Kunstforum Ostdeutsche Galerie, das Deutsch-Tschechische-Koordinierungszentrum, die donumenta und das Sudetendeutsche Musikinstitut, das symptomatisch für die europäische Dimension der Musik in Regensburg steht. Hinsichtlich der Kirchenmusik hat Franz Liszt Regensburg sogar als die kirchenmusikalische Hauptstadt der Welt bezeichnet, gibt es in Regensburg doch die weltweit älteste Kirchenmusikhochschule. Durch musikalische Ereignisse wie Tage Alter Musik, Jazzweekend, Tanztage und zahlreiche Konzertreihen rückt Regensburg regelmäßig in den Mittelpunkt internationalen europäischen Musikgeschehens.

Beachtlich ist die Existenz - ein kleiner Schlenker in die Wirtschaft - von über 900 Firmen im Kammerbezirk Regensburg, die durch ihre Handelsbeziehungen mit Firmen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa den Dialog zwischen Ost und West fördern. Um Synergieeffekte zwischen diesen Unternehmen gerade im Hinblick auf die EU-Erweiterung optimaler nutzen zu können, hat die IHK-Regensburg als Reaktion auf die gewaltige Präsenz an wirtschaftlichen Kontakten zum östlichen Europa eigens zwei Stellen für EU-Erweiterungsbeauftragte geschaffen.

Bemerkenswert sind Aktionen von Regensburger Einrichtungen, die regelmäßig durch Projekte mit den Ländern im östlichen Europa verbunden sind und einen wichtigen Beitrag zur Pflege des genius loci und damit des Regensburger Europanetzwerkes leisten: die Stadt Regensburg beispielsweise mit ihren Partnerstädten, der Tourismusverband Ostbayern beispielsweise mit dem Grünen Dach Europas, der regionale Fernsehsender TVA beispielsweise mit seiner engen Kooperation zum renommierten Fernsehsender Cesky Rozhlas, der Regensburger Stadtmarketing e.V., der Jazzclub Regensburg, der Arbeitskreis Film, das Odessaer Haus, zahlreiche Galerien, ebenso zahlreiche Künstler - nur um die Dimensionen des Regensburger Europanetzes anzudeuten.

Sämtliche genannten Einrichtungen und Initiativen sind untereinander vernetzt und die Bereitschaft zur Kooperation ist keine Frage. Ich bin mir sicher, hier für alle Regenburger Europanetzknüpfer sprechen zu können, wenn ich feststelle, das Regensburg ein inspirierendes Schlaraffenland für all diejenigen ist, die den gesamteuropäischen Dialog fördern möchten und dafür Mitstreiterinnen und -streiter suchen. Eigentlich sollte man sich überlegen, in Regensburg ein EU-Institut für die Überwindung von Europaskeptizismus anzusiedeln. Die hierher eingeladenen Europaskeptiker müssten nicht einmal hart an sich arbeiten, sondern einfach nur ein paar Wochen in Regensburg leben!