OKI-Logo Bischof Josef Homeyer 1929 - 2010.
Ein dankbarer Rückblick.

 

Foto von Bischof Josef HomeyerAls der neue Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) Josef Homeyer 1974 in München den Haushalt des Ostkirchlichen Institutes Regensburg prüfte, meinte er lobend: "Ihr habt ja das Fünffache von dem geleistet, was das Geld der DBK ermöglichen wollte!" Und er sorgte 1975 dafür, dass ein großer Zuschuss auf das nächste Jahr übertragen wurde. Sonst wäre er verloren gegangen, weil wir ihn nicht gleich in das soeben erst angemietete alte Kapuzinerkloster in Regensburg investieren konnten. So darf sicher bei den zahlreichen Gründungsinitiativen von Bischof Homeyer neben dem Philosophischen Institut in Hannover auch das Ostkirchliche Institut in Regensburg genannt werden.

Die DBK hatte im Jahre 1966 eine Kommission eingesetzt, die Brücken bauen sollte zwischen den östlichen Kirchen und dem Westen, so lange wir noch nicht die Einheit des Glaubens vollständig zeigen können. Für diese Kommission war zunächst Bischof Heinrich Maria von Hildesheim als Leiter vorgesehen, der lehnte jedoch ab mit dem Hinweis auf seine Aufgaben als Bischof der Vertriebenen. Leiter wurde der Bischof von Regensburg Dr. Rudolf Graber.

Als 1985 einer der ehemaligen Studenten des Ostkirchlichen Institutes, Dr. Adai Jakob, Regens des Priesterseminars der Syrischen Orthodoxen Kirche in Kerala Indien wurde, sorgte Bischof Josef Homeyer für eine großzügige Spende zum Ausbau des Seminars. Heute ist das Seminar als Theologische Fakultät anerkannt. Im gleichen Jahr wandte sich Bischof Josef Homeyer an seinen Bischöflichen Beauftragten für die Kirchen des Ostens Klaus Wyrwoll: "Sie haben doch im Programm des Ostkirchlichen Institutes eine Reise nach Rom, damit die orthodoxen Studenten spüren, dass eine Ortskirche in guter Einheit mit Rom leben kann, ohne die eigene Identität zu verlieren, ja sie im Gegenteil gestärkt wird?! Machen Sie solche Romreisen mit den Priestern unseres Bistums, damit auch sie diese ökumenische Weite spüren!" Seitdem gibt es das "Romseminar des Bistums Hildesheim", eine knappe Woche in Rom mit einem Dutzend Gesprächen in den weltweit arbeitenden Ämtern des Hl. Stuhls und der großen Orden. Heute halten auch lutherische Pastorenkonvente das Hildesheimer Romseminar, z.B. im Mai 2010 mit Landesbischof Manzke von Bückeburg.

1989 riet dann Bischof Josef Homeyer Klaus Wyrwoll, Wohnung im Ostkirchlichen Institut in Regensburg zu nehmen und von da aus die Aufgaben im Bistum Hildesheim zu erledigen. Der Bischof sah voraus, dass die von den östlichen Kirchen entsandten Stipendiaten der DBK in den neuen Freiheiten nach der Wende eine festere Begleitung während ihrer Studien in Regensburg brauchen.

1993 ermutigte er die Hildesheimer Theologin Dr. Barbara Hallensleben, Professorin in Fribourg Schweiz, mit ihrem Ökumenischen Institut die Arbeit des Ostkirchlichen Institutes Regensburg zu begleiten.

Bischof Josef Homeyer nutzte die Kontakte mit den Studenten und den Ehemaligen des Ostkirchlichen Institutes für seine Initiativen als Präsident der Kommission der katholischen Bischofskonferenzen in der EU COMECE. Unsere Ehemaligen waren und sind Patriarchen oder Äbtissinnen, Bischöfe oder Professoren in den Ländern Osteuropas. Die Erfahrungen, die sie durch ihr Studium in Deutschland gewonnen hatten, konnte Bischof Josef Homeyer für seine europäischen Ziele hervorragend nutzen. Er konnte Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel und die Patriarchen von Rumänien, Russland, Serbien, Bulgarien davon überzeugen, dass sie wie die katholischen Bischöfe Europas und die Konferenz Europäischer Kirchen KEK Vertreter zu den Einrichtungen der Europäischen Union nach Brüssel senden, damit die Christen Europas mit einer Stimme ihre Anliegen bei der EU vorbringen.

Bischof Josef Homeyer unterstützte in schwierigsten Zeiten die serbische orthodoxe Kirche, als sich so manche christliche Kirche im Westen von ihr abwandte: Er begab sich in die Kampfgebiete in Jugoslawien, besuchte unter den Bomben der NATO Belgrad. Er hatte die Friedensaufrufe des serbischen Patriarchen Pavle gelesen, dessen Predigten, dessen Kritik am serbischen Regime, er kannte die ehemaligen Stipendiaten der DBK, die als Bischöfe in Jugoslawien wirkten.

In Moskau steht an der Erzengelstraße das "Bischof-Josef-Homeyer-Haus". Erzbischof Nifon kann dort kranke oder ausgebrannte orthodoxe Priester aufnehmen und begleiten. Bischof Josef Homeyer hat in seiner ökumenischen Arbeit immer zuerst Zeichen der Freundschaft gesetzt, die Würde des Partners gesehen, in dieser Atmosphäre stiftete Klaus Wyrwoll zusammen mit dem Institut Fribourg die "Silberne Rose des hl. Nikolaus", die verliehen wird an Menschen, die wie der hl. Nikolaus sich einsetzen für die Einheit der Christen. Erster Preisträger ist Bischof Josef Homeyers Freund Kyrill, jetzt Patriarch von Moskau, die weiteren Äbtissin Iosefina von Varatec in Rumänien, Monsignore Eleuterio Fortino im Vatikan, der armenische Patriarch Mesrob. Genau in der Stunde der Beisetzung von Bischof Josef Homeyer wird die Silberne Rose in Naumburg der lutherischen Professorin Fairy von Lilienfeld überreicht.

Sowohl als Diözesanbischof von Hildesheim als auch als Präsident der COMECE half Homeyer den neuen orthodoxen Gemeinden in Deutschland, auf eigenen Beinen zu stehen. Der neu ernannte Bischof Serafim der orthodoxen Rumänen in Deutschland wohnte die ersten sieben Jahre als Gast im Ostkirchlichen Institut Regensburg. In seiner Predigt beim Gottesdienst zu Bischof Homeyers achtzigsten Geburtstag hat Metropolit Serafim Bischof Josef Homeyers finanziellen, personellen und moralischen Einsatz für das Ostkirchliche Institut gewürdigt.

Auch der von Bischof Josef Homeyer ins Leben gerufene «Friedensgrund», ein Projekt der christlichen Jugendarbeit, fand bei seinem ersten Treffen in Bergen-Belsen mit den von den ehemaligen Studenten des Ostkirchlichen Institutes "mitgebrachten" Jugendlichen aus Armenien, Georgien, Moldawien, Ukraine, Russland und dem Baltikum statt - deren Väter und Verwandte liegen auf dem Friedhof der Soldaten der Roten Armee beim Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der Friedensgrund fand wiederholt in Klöstern und Häusern ehemaliger Studenten des Ostkirchlichen Institutes in Osteuropa statt. Nach dem Friedensgrund im Kloster Mozajsk bei Moskau hatte Josef Homeyer noch einmal Gelegenheit, die sorgfältige Verwendung der Zuschüsse aus dem Bistum Hildesheim zu bewundern: "50.000 hat das Kloster von uns bekommen, auf den Fotos sehen Sie, dass man 500.000 verbaut hat", sagten ihm die Baufachleute unseres Bistums Hildesheim.

Regelmäßig nahm Bischof Homeyer an den Serbien-Tagungen teil, organisiert von der Serbischen Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa, von der DBK und von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Homeyer bekam mehrere Ehrenorden der orthodoxen autokephalen Kirchen, z.B. am 1. Juni 2004 den höchsten Orden der Serbischen Orthodoxen Kirche, den Orden des Hl. Sava 1. Klasse. Er war im Senat der Theologischen Fakultät an der Universität in Minsk, zu deren Gründung er Metropolit Filaret ermutigt hatte, und an der einige der ehemaligen Studenten des Ostkirchlichen Institutes lehren. Ein anderer Ehemaliger ist der Vizerektor der Theologischen Hochschule in St. Petersburg. Bis heute sind viele unserer über siebenhundert Ehemaligen mit dem Institut und mit Bischof Homeyer verbunden, wir bewahren hier Zeichen ihrer Gebetsverbundenheit zu Bischof Josef Homeyers Heimgang.

Dr. Nikolaus Wyrwoll
Ostkirchliches Institut
Regensburg