Jutta Koslowski Die Ikone der Heiligen Dreifaltigkeit des Andrej Rublev Bonifatius Paderborn 2008, € 25,90 [D] |
Das Geleitwort des russischen Theologen und Religionsphilosophen Prof. Dr. Vladimir Ivanov hebt hervor, was dieses Buch auszeichnet: "JK lässt die Ikone transparent werden für die Vertiefung einer wahrhaft ökumenischen Bewegung". Es geht bei der Beschäftigung mit der östlichen Frömmigkeit nicht um Übernahme und schon gar nicht um Vereinheitlichung. Aus dem Samenkorn des Fleisch gewordenen Wortes Gottes haben sich seit der Zeit der Apostel verschiedene Kirchentümer entwickelt: die Assyrer, Armenier, Syrer, Kopten, Byzantiner, Lateiner. Nach Jahrhunderten in Fremdheit und spannungsreichem Nebeneinander erkennen wir uns alle als Glieder der una sancta catholica und werden ermutigt und bereichert durch die Glaubenserfahrungen der anderen und deren sichtbare Zeugnisse, z.B. die Ikone. In drei großen Teilen zeichnet JK zunächst die Grundlagen ostkirchlicher Tradition (SS. 9-81; JK sagt "orthodoxe" Tradition, aber "orthodox" ist erst in den letzten Jahrzehnten zur Bezeichnung nur für die östliche Christenheit geworden), beschreibt dann (82-106) den Ikonenschreiber Andrej Rublev (wäre nicht verständlicher eine Schreibweise nach der Aussprache, Rubljóv?) auch in seiner Beziehung zum großen Verehrer der hl. Dreifaltigkeit Sergij von Radónesch, und schließt mit einer ausführlichen Darstellung der Rubljov-Ikone, ihrer Geschichte, ihrer Komposition, ihres spirituellen Gehaltes (107-177 mit den Verzeichnissen der Abbildungen und der Literatur). Besonders nützlich ist (21-87) die Darstellung der Entwicklung der Ikonographie zur hl. Dreifaltigkeit, zusammengestellt aus einschlägigen Forschungen mit reichem Bildmaterial. JK berichtet treu die überaus feinsinnigen und tiefschürfenden Probleme der Theologie, ob es sich bei der Rubljov-Ikone um eine Darstellung von Engeln oder von Christus mit Engeln oder von drei Personen handelt. Die Bilder zeigen, dass mancher Ikonenschreiber das Problem souverän löst, eine Ikone z.B. zeigt eindeutig Christus und zwei Engel, und ist überschrieben "He Hagia Trias" - die hl. Dreifaltigkeit... Am ersten Sonntag der Fastenzeit vor Ostern feiern viele östliche Kirchen den "Sonntag der Orthodoxie". Es geht um die rechte (= griech. orthodoxe) Lehre von der Ikonenverehrung, wie sie die Kirche von Rom beibehalten hatte, die sich aber im Osten erst wieder mit dem zweiten Konzil von Nizäa 787 durchsetzte gegen den Irrglauben des Römischen Kaisers in Konstantinopel und seiner Bischöfe, der zu der jahrhundertelangen Ikonenverfolgung im Osten geführt hatte. Die östlichen Mönche haben in der Zeit des Ikonoklasmus viele Ikonen und Reliquien in den Westen gerettet. Später war es dann die östliche Christenheit, die die Bildtheologie gegen die Wortlastigkeit der westlichen Kultur bewahrte und sie uns heute als unsere eigene Tradition wiederentdecken lässt. Wo JK sich zu theologischen Grundfragen äussert, ist ihr Buch nicht frei von Klischees der Neuzeit über angebliche Unterschiede zwischen westlicher und östlicher (JK sagt wieder "orthodoxer") Theologie, Klischees, die eigentlich überwunden sein sollten durch die Dekrete des Vatikanischen Konzils 1962-1965, durch den offiziellen Dialog der "katholischen und der orthodoxen Kirchen", durch die Regensburger Symposien und vor allem durch die Arbeiten von Ernst Christoph Suttner und vom Arbeitskreis St. Irenäus des Johann-Adam-Möhler-Institutes Paderborn. Diesen Teil sollte der Leser also nicht zu ernst nehmen, alles übrige bildet ein anregendes Nachschlagewerk für die Beschäftigung mit der Rubljov-Ikone, für das Gebet mit ihr, z.B. am Gedenktag des hl. Andrej Rubljov am 17. Juli zur Hl. Dreifaltigkeit, in der wir leben, uns bewegen und sind (Apg 17,28). Klaus Wyrwoll
Verlagsangaben zur Autorin Jutta Koslowski |