Reise nach Russland (Moskau/Smolensk/St. Petersburg) Internationale Konferenz zum 25. Todestag von Metropolit Nikodim (Rotov) 29.08. - 06.09.2003 |
Auf Einladung von Metropolit Kyrill (Gundjajev), Erzbischof von Smolensk und Kaliningrad; Leiter des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats, fand vom 31.08. - 02.09.2003 in Smolensk eine Konferenz statt zu Ehren von Metropolit Nikodim (Rotov 1929 - 1978), der vor 25 Jahren im Vatikan in Anwesenheit von Papst Johannes Paul I. verstarb. Als damaliger Leiter des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats war er maßgeblich daran beteiligt, dass die ROK schon von Anfang des II. Vatikanischen Konzils durch zwei Vertreter beim Konzil anwesend und beteiligt war und dass dann anschließend mehr als ein Jahrzehnt lang eine bedingte Kommuniongemeinschaft mit der ROK bestand. Metropolit Kyrill hatte ehemalige Schüler und Freunde von Metropolit Nikodim eingeladen, es waren etwa 40 Teilnehmer, darunter 6 Bischöfe. Mit Freude wurde aufgenommen, dass auch Teilnehmer aus dem Ausland anwesend waren, die wir eingeladen hatten: von Kirche in Not (Pjotr Humenuk), vom Fokolar Moskau (Giovanni Guaita) und vom Ostkirchlichen Institut Regensburg (Prälat Dr. Albert Rauch und Mitarbeiter). Am Sonntag, 31.08. eröffnete eine Liturgie mit anschließendem Totengedächtnis für Metropolit Nikodim in der Kathedrale Mariae Entschlafung in Smolensk feierlich die Konferenz. Hauptzelebrant war Metropolit Meliton von Philadelphia (Patriarchat Konstantinopel), der ein Grußwort des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios verlas. Metropolit Kyrill, der zusammen den zur Konferenz geladenen Bischöfen und Priestern konzelebrierte wies in seiner Ansprache in der vollen Kathedrale auf die Bedeutung von Metropolit Nikodim hin, des großen Hierarchen der russischen Kirche in schwerer Zeit. Beim anschließenden Mittagessen in der Residenz von Metropolit Kyrill drückten alle Eingeladenen durch Toasts ihre Beziehung zu Metropolit Nikodim aus. Metropolit Kyrill bedankte sich bei den ausländischen Gästen vom Ostkirchlichen Institut für die Mühe, die sie auf sich nahmen, um teilzunehmen und ihr Engagement: somit wurde durch die vergangenen 25 Jahre hindurch die Kontinuität der durch Metropolit Nikodim so gepflegten Beziehung zwischen Ost und West aufrechterhalten; Dr. Rauch sei ein Brückenbauer. Schon beim Mittagessen zeigte sich, was wir während der gesamten Konferenz spürten: eine Atmosphäre der Offenheit, Herzlichkeit und Verbundenheit der Schüler Metropolit Nikodims mit ihm und untereinander. Mit den Beiträgen der Teilnehmer und Gesprächen traten in Bezug auf die Persönlichkeit von Metropolit Nikodim im Besonderen folgende Punkte hervor:
Insgesamt bot uns die Konferenz auch die Möglichkeit, langjährige Beziehungen weiter zu pflegen und neue Beziehungen zu knüpfen oder zu vertiefen. Metropolit Kyrill beschloss die Tagung mit den Worten und dem Wunsch: "Sein Bild möge immer lebendig bleiben und diese Bruderschaft, die sich in diesen Tagen zeigte, möge weiterhin bestehen". Unsere seit weit über ein Jahrzehnt währende Freundschaft mit Erzpriester Viktor Savik, dem Rektor des Geistlichen Seminars von Smolensk, machte es möglich, gemeinsam dafür verantwortlich zu sein, dass die Konferenz zustande kam und mit so prominenten Teilnehmern und vielen Studenten durchgeführt werden konnte. Die Tatsache, dass sie - in dieser Zusammensetzung und mit diesem Inhalt und der möglichen Rezeption innerhalb der russischen Kirche - möglich wurde, ist in sich weitaus wichtiger als das Herantreten an die Öffentlichkeit. Es wurde jedoch von orthodoxer Seite z.B. sehr wohl dankbar registriert, dass die Durchführung u.a. auch durch die Mitfinanzierung katholischerseits (durch CCCC und OKI) möglich wurde. Am Abend nach Konferenzende fuhren wir weiter nach St. Petersburg, um an den Gottesdiensten zum Todestag von Metropolit Nikodim (05.09.) an seinem Grabe teilzunehmen. Gleich zu Beginn unseres Aufenthaltes sprachen wir, unangemeldet, beim orthodoxen Ortsbischof, Metropolit Vladimir (Kotljarov) vor (er war Vertreter des Moskauer Patriarchats bei der ersten Phase des Zweiten Vatikanischen Konzils). Er empfing uns sofort und sehr herzlich. U.a. erzählte er, wie Metropolit Nikodim noch beim todkranken Papst Johannes XXIII. war, der kaum mehr sprechen konnte, aber mit ihm noch dreimal das Gospodi pomilui betete. Er sprach mit bewundernden Worten von Papst Johannes XXIII.: er sei einfach aufgewachsen und wollte auch als Papst so weiterleben - in ihm sei die Verbindung von Verstand und Weisheit deutlich gewesen. Zu den Spannungen zwischen Katholiken und Orthodoxen meinte er, dass das Problem der Unierten daran Schuld trage. Anschließend besuchten wir die Geistliche Akademie und baten um ein Gespräch mit dem Rektor, Bischof Konstantin (Gorjanov). Er empfing uns höflich und fragte nach unserer Tätigkeit. Wir gaben Bericht über unsere jahrzehntelangen Kontakte mit Stipendiaten und Dozenten auch von St. Petersburg. Als wir ihm sagten, dass wir gerne auch weiterhin Absolventen der Akademie aufnehmen würden, bat er um die Übersendung einer Kurzbeschreibung unseres Programms für Stipendiaten und Dozenten und korrigierte eigenhändig seine Daten in unserem Verzeichnis aller lebenden orthodoxen Bischöfe ORTHODOXIA. Dieser Besuch schien uns ein positiver Anknüpfungspunkt in einer für die Akademie intern gesehen derzeit nicht einfachen Situation. Schöne Gespräche ergaben sich auch mit Erzpriester Vladimir Fedorov, ehemaligem Stipendiaten des Ostkirchlichen Instituts: die eineinhalb Jahre im Institut wären die schönsten in seinem Leben gewesen und damit hätte eine zweite Phase in seinem Leben begonnen (auch in Hinsicht auf seine Beziehung zur römisch-katholischen Kirche). Am Freitag, 05.09., dem Todestag von Metropolit Nikodim, Hl. Liturgie mit 21 Bischöfen und vielen Priestern (Schüler des Metropoliten und andere) in der Alexander-Nevskij-Kathedrale und anschließend Gebetsgottesdienst am Grab von Metropolit Nikodim. Dies war auch eine gute Gelegenheit, weitere unserer ehemaligen Stipendiaten oder Gäste zu treffen. Anschließend feierliches Mittagessen mit über 100 Teilnehmern und zahlreichen Grußworten der anwesenden Bischöfe und Priester, von zwei lutherischen Pastoren aus Finnland. Als letzter sprach Dr. Rauch davon, dass er sich gefragt habe, warum er sich so gefreut habe, zu der Konferenz zum Todestag von Metropolit Nikodim eingeladen worden zu sein: er habe festgestellt, dass er im Vergleich zu den Anwesenden zwar nur wenige Begegnungen mit Metropolit Nikodim hatte, diese ihn aber tief geprägt hätten; darum bitte er, dass auch er sich als, wenn auch kleiner, unbedeutender, Schüler von ihm bezeichnen dürfe. Ein unerwarteter Applaus der über hundert Gäste. An allen Stationen unserer Reise suchten wir jeweils auch die römisch-katholische Kirche auf, um mit der Ortsgemeinde die Eucharistie zu feiern, über die Ziele unseres Aufenthalts zu informieren und nach der Situation der Gemeinde vor Ort zu fragen. Diese rundum sinnvolle Reise bot nicht nur Gelegenheit, bestehende Kontakte zu pflegen, sondern vielfältige, auch neue Anknüpfungspunkte. Ein dafür sicherlich wichtiger Aspekt: den russischen Freunden Hilfe zu geben, die eigenen Schätze und Reichtümer (u.a. eben auch eine Persönlichkeit wie Metropolit Nikodim) zu verstehen und in die eigenen Reihen "heim zu holen". So wird es nun wohl auch sein bei dem Kongress in Moskau (23.-26.09.2003) zum Gedenken des 150. Geburtstages des großen russischen Religionsphilosophen Vladimir S. Solovev mit dem Thema: "Russland und die Universale Kirche". Dr. Albert Rauch |