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Oberbürgermeister Hans Schaidinger
Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
an Prälat Dr. Nikolaus Wyrwoll
am 27. November 2004

 

Verehrter Herr Prälat, sehr geehrte Damen und Herren,

vor 14 Tagen wurde Prälat Dr.Dr.hc. Nikolaus Wyrwoll mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Ich möchte Ihnen, Herr Prälat, dazu noch einmal sehr herzlich gratulieren und freue mich, dass Ihre jahrzehntelange hoch engagierte Arbeit diese Würdigung erfahren hat. Wenn das Netzwerk des Ostkirchlichen Institutes, das von Prälat Wyrwoll und Prälat Rauch in den letzten Jahrzehnten aufgebaut worden ist, ein Synonym für den Bekanntheitsgrad des Ostkirchlichen Instituts wäre, dann müsste dieses Haus eine der bekanntesten Einrichtungen Regensburgs sein.

Das Wirken von Nikolaus Wyrwoll aber ist deswegen weniger bekannt, weil ihm die Mauern seines Heimatbistums Hildesheim oder der Ostengasse in Regensburg zu eng sind. Er ist in der Mitte, im Süden, vor allem aber im Osten Europas unermüdlich im Einsatz und leistet eine zunächst nicht spektakuläre Arbeit in der Verständigung der Kirchen untereinander und im Anliegen um Frieden und Gerechtigkeit.

Seit Anfang der siebziger Jahre arbeiten Sie intensiv in der Sektion "Kirchen des Ostens", der ökumenischen Kommission der deutschen Bischofskonferenz mit. Von 1976 bis 1982 waren Sie im Sekretariat für die Einheit der Christen im Vatikan tätig und seit 1986 sind Sie Beauftragter im Bistum Hildesheim für Kontakte mit den Kirchen des Ostens. Ebenfalls seit 1986 sind Sie zudem als stellvertretender Direktor dieses Ostkirchlichen Instituts hier in Regensburg tätig.

Sie betreuen im Institut lebende Seminaristen, Priester, Ordensleute und Bischöfe und halten auch zu den mehr als 400 ehemaligen orthodoxen Stipendiaten die Kontakte aufrecht. Diese sind inzwischen in wichtigen wissenschaftlichen oder hierarchischen Ämtern tätig und wirken nicht nur in der Mitte und im Osten Europas. So sind beispielsweise aus dem Ostkirchlichen Institut mittlerweile über 40 Bischöfe hervorgegangen.

Ich hoffe, dass es gelingt, diese im nächsten Jahr zu einem internationalen Symposion nach Regensburg einzuladen, das Sie ja bereits mit dem Kulturreferat angedacht haben. Mit Ihren Drähten und Ihrer Wertschätzung in vielen Teilen der Welt dürfte dies kein Problem sein.

Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass Sie, Prälat Wyrwoll, eine Einladung zu einem ehemaligen Stipendiaten anläßlich seiner Bischofsweihe in Indien erhalten haben.

Nicht nur die Herausgabe des Jahrbuches Orthodoxia, des einzigen vollständigen Adresswerkes der orthodoxen Kirchen weltweit gehört zu Ihren Aufgaben, vielmehr sind Sie ein in vielen Sprachen, aber mit einer im Geiste der Versöhnung zwischen den Menschen, Staaten und Kirchen Europas sprechenden Zunge Gesegneter, unermüdlich auf dem Weg zu den Menschen.

Nicht nur in Vortragsreihen zu ostkirchlichen Themen, sondern vielmehr in der Pflege intensiver Kontakte zu den Menschen und den Kirchen des Ostens haben Sie in mehr als drei Jahrzehnten mit unermüdlichem und großem persönlichen Einsatz die Botschaft für ein friedliches, christliches Europa und die Völkerverständigung in viele kleine Keimzellen des guten Miteinanders gepflanzt und gepflegt.

Anfang der siebziger Jahre war dieser Aufbruch sicherlich fast utopisch von vielen Menschen gesehen worden. Heute glaubt eine europäische Gemeinschaft an diese Vision nach dem Abbruch von Mauer und eisernem Vorhang, nicht nur auf dem Boden der Tatsachen, sondern vielmehr in den Köpfen der Menschen.

Als Mensch findet Nikolaus Wyrwoll immer wieder den Zugang zu einzelnen Personen und ihren Mentalitäten, als Priester leistet er nicht nur einen Beitrag für das der katholischen Kirche aufgetragene Streben nach der Einheit der Christen, sondern auch zum besseren Verständnis der Völker untereinander.

Und so ist es ganz typisch für ihn, dass heute dieses Symposium stattfindet. Es geht ihm nicht um das Feiern einer Auszeichnung, sondern vielmehr um das Anfeuern seiner Lebensaufgabe. Auf möglichst vielen Ebenen über den Tellerrand hinauszuschauen, Toleranz zu leben, ein offenes Herz über allem dogmatischen Weg zu demonstrieren, auch wenn man dadurch verwundbar wird - das sind die Inhalte der Lebensadern von Nikolaus Wyrwoll.

Verehrter Herr Prälat, die Stadt Regensburg schickt sich derzeit an, Kulturhauptstadt Europas 2010 zu werden. Dabei ist für uns von ganz besonderer Bedeutung, der europäische Kulturraum der Donau und der Blick in den Osten. In unserer Bewerbungsschrift haben wir konsequent Schwerpunkte mit den Kapiteln "Kultur Dialog Europa", "Glaube Geist Versöhnung", "Brücken Bauen Austausch" und "Jugend Zukunft Europa" gesetzt. Ihr großes Verdienst - weit über berufliche oder priesterliche Pflichterfüllung hinaus - ist für uns gerade auch bei dieser Phase der Bewerbung zur Kulturhauptstadt großes Vorbild: nämlich ein friedliches Zusammenleben und die Toleranz zwischen den Kulturen und Religionen mit Weitblick, Niveau, Spiritualität und Menschenachtung zu gestalten.