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sel. Aloisius Stepinac,
Bischof und Märtyrer

 

LESEHORE

 

ZWEITE LESUNG
Aus einem Testament des Sel. Aloisius Stepinac, Bischof.
(E. Bauer, Aloisius Kardinal Stepinac, 158-161)

 

Besteht im Herrn, meine Lieben!

 

»Die Vorsehung Gottes in ihren unbegreiflichen Plänen wollte es, dass mir vor vielen Jahren das Amt des Seelenhirten von Euch allen anvertraut wurde, obwohl es zu jener Zeit in unserer Erzdiözese viele Priester gab, die gelehrter, tugendhafter und verdienstvoller waren als ich und obwohl ich damals nur auf dreieinhalb Jahre priesterlichen Lebens zurückschauen konnte und allen unbekannt war. Und wenn ich mich jetzt nach allem, was geschehen ist, frage: Weshalb der Herr gerade mich zu diesem Amt ausersehen hatte, müsste ich mich jener Worte bedienen, die der Heilige Paulus an die Korinther richtete (IKor 1,27) »Was die Welt für töricht hält, das hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen. Was die Welt für schwach hält, hat Gott auserwählt, um das Starke zu beschämen. Und was in der Welt ohne Adel dasteht, nichts gilt, das hat Gott auserwählt, um das, was etwas ist, zunichte zu machen, damit kein Fleisch sich rühme vor Gott.«

Indem ich von Euch, meine lieben Gläubigen, Abschied nehme, erachte ich es als notwendig, einige Worte an Euch zu richten, die mein geistiges Vermächtnis bedeuten. Ich wünsche nämlich, vor meinem Tode alles zu unternehmen, was ich kann, um von Euch Gefahren, die Euch drohen, abzuwenden und Euer Glücksofern dies in diesem Jammertal möglich ist - zu vermehren.

Unter Euch haben sich Gottlose eingeschlichen, Menschen, die sich in der Minderheit befinden - während ich das schreibe, machen sie höchstens 2% der Gesamtbevölkerung aus - die doch trotzdem alles unternommen haben, um aus Euren Seelen den Namen Gottes auszulöschen, um Euch - wie sie behaupten glücklich zu machen auch ohne Gott. Doch, meine lieben Gläubigen, im Augenblick, wo ich diese Welt verlasse, muss ich Euch einen Satz des Propheten Jesaja sagen: »Mein Volk, deine Führer verführen dich und zerstören den Weg, den du gehen sollst!« Vielleicht habt Ihr auch jene Worte gehört, die der vom Herrn beseelte Dichter und Prophet ausgesprochen hatte: »Wo der Herr nicht das Haus baut, da arbeiten umsonst, die da bauen. Wo der Herr die Stadt nicht behütet, da wacht der Wächter umsonst!«

Das Glück ohne Gott erreichen zu wollen heißt einen Babylonischen Turm bauen, der damals seinen Erbauern Verwirrung der Sprachen brachte und der Grund daflir war, dass sie sich in der Welt zerstreuten. So wird es auch in Zukunft geschehen. Jeder Versuch, die Kultur, die Zivilisation und den Wohlstand eines Volkes ohne Gott zu erreichen, heißt gleichzeitig seine zeitliche und ewige Vernichtung zu besiegeln. Deshalb richte auch ich, indem ich mich von Euch verabschiede, an Euch das Wort des hl. Paulus: Besteht also im Herrn, meine Lieben! Nur im Herrn ist unser zeitliches und ewiges Glück. Weit vom Herrn ist nur Niedergang und Vernichtung! Die katholische Kirche hat bisher noch nie auch nur einen Buchstaben ihrer Lehre verändert und lehrt auch heute nur all das, was sie von den Aposteln erhalten hat. Sie hat ihren obersten Sitz in Rom, wie Ihr alle wisst, und wird ihn bis ans Ende der Welt dort haben. Dort hatte einen Sitz auch der erste Stellvertreter Christi in der Verwaltung der Kirche, der hl. Petrus. Dies ist also die oberste Regel: Wo Petrus ist, dort ist auch die Christi Kirche.

Meine lieben Gläubigen, bleibt um jeden Preis, ja sogar um den Preis des eigenen Lebens, falls es notwendig wird, treu der Kirche Christi, die ihren obersten Hirten als Nachfolger von Petrus hat. Es ist Euch bekannt, dass Eure Vorfahren und Väter durch soviel Jahrhunderte Ströme von Blut vergossen haben, um das heilige Gut des katholischen Glaubens zu bewahren und der Kirche Christi treu zu bleiben. Ihr werdet des Namens Eurer Väter nicht würdig sein, wenn Ihr es zulassen würdet, dass Euch jemand von jenem Felsen wegreißt, auf den Christus seine Kirche aufgebaut hat.

Sollte sich unter uns irgend jemand befinden, ob nun Laie oder Priester, der auch nur für einen Augenblick an dieser Tatsache zweifeln würde, soll er weit von Euch bleiben! Vielleicht werdet Ihr sagen, dass ich zu streng urteile. Ich wäre Euer größter Feind, wenn ich Euch die Wahrheit vorenthalten würde. Dass ich so spreche, geschieht um Eures größten Wohles willen. Auch Jesus sagte: »Seht zu, dass euch nicht jemand verführe!«

 

RESPONSORIUM

 

R. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. * Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.

V. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. * Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.

 

ORATIO

 

Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast dem seligen Aloisius die Kraft gegeben,
in unerschütterlicher Treue bis zum Tod den Glauben zu verkünden,
für Recht und Wahrheit einzutreten
und die Feinde zu lieben.
Höre auf seine Fürsprache und hilf uns,
alle Mühe und Last zu ertragen
und dich, unser wahres Leben, mit ungeteiltem Herzen zu suchen
durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der mit dir lebt und herrscht
in Ewigkeit.
Amen.