Die Ostkirchen |
3.1.5. Das Moskauer Patriarchat Fürst Wladimir von Kiev hatte Gesandte zu den Deutschen, Polen, Griechen und Bulgaren mit der Prüfung beauftragt, welche Religion am besten für sein Reich sei. Er entschied sich für die Griechen, nachdem die Gesandten von deren Liturgie in der Hagia Sophia in Konstantinopel berichtet hatten: "Wir wussten nicht, ob wir im Himmel oder auf Erden waren". 988 ließ sich Fürst Wladimir taufen. Das orthodoxe Christentum wurde Staatsreligion in der alten Rus und in Russland bis 1917. Nach der Zerstörung Kievs durch die Mongolen 1240 wohnte der Metropolit von Kiew in Moskau. Als 1453 Konstantinopel von den Türken erobert wurde, hatte sich Russland gerade von der Mongolen-Herrschaft frei gemacht. Da "das erste Rom im Schisma befangen" war und das zweite Rom unter die Osmanen gefallen war, begann man in Russland von Moskau als dem "Dritten Rom" zu sprechen, das die Tradition des orthodoxen Christentums und der römischen Kultur ewig fortführen werde. Der Zar (=Caesar) wurde Schutzherr der Orthodoxie wie vorher der byzantinische Kaiser. Die Russische Kirche entwickelte einen eigenen Stil in Ikonographie, Architektur, Theologie und Spiritualität. Als Patriarch Nikon im 17. Jahrhundert einige Bräuche wieder stärker der griechischen Tradition anpassen wollte, spalteten sich die "Altgläubigen" oder Raskolniki ab. 1589 wurde das Patriarchat Moskau errichtet. Peter der Große schaffte es 1721 ab; bis 1917 regierte der "Heilige Synod" die Kirche als Teil der Staatsverwaltung. Fast unbemerkt vom Westen entstand im 19. Jahrhundert eine Erneuerung in Spiritualität, Mönchtum, Theologie von hohem Niveau. Nach dem Fall des Zaren wurde im November 1917 durch das orthodoxe Landeskonzil das Patriarchat wiederhergestellt. Nach der Revolution trug die Russische Kirche die Last der Verfolgung, besonders in den dreißiger Jahren, von 1960 bis 1963 und 1985. Ein Beispiel: 1917 - 97.000 Kirchen, 1500 Klöster, 57 Priesterseminare; 1985 - 6000 Kirchen, 12 Klöster, 3 Priesterseminare. 1992 erhielten die Bistümer in Estland, Lettland, Litauen interne Autonomie.
Nach der Revolution von 1917 fanden sich über eine Million russische orthodoxe Christen im Exil. Patriarch Tichon sah voraus, dass er die Gemeinden außerhalb nicht recht würde verwalten können. So übergab er den Bischöfen im Exil Selbstverwaltungsrechte. Die Bischöfe trafen sich 1921 in Sremski Karlovci in Jugoslawien. Es kam bald zu Spannungen unter ihnen. Einige sahen ihr Ziel darin, die Familie Romanow wieder auf den russischen Zarenthron zu setzen. Dieses Bestreben brachte Patriarch Tichon in höchste Bedrängnis und zwang ihn, die Selbstverwaltung im Ausland für aufgelöst zu erklären. Ein Teil der russischen Bischöfe im Ausland unterstellte sich Konstantinopel, andere bildeten die Orthodox Church in America OCA, die übrigen betrachteten sich seit 1927 als einzige legitime Erben der vorrevolutionären Russischen Kirche, exkommunizierten das Moskauer Patriarchat und später auch alle anderen orthodoxen Kirchen, weil diese sich dieser Exkommunikation nicht anschlossen. In jüngster Zeit gehörten ihr außerhalb der ehemaligen USSR kaum noch Russen an, sondern westliche Konvertiten, sie erneuerte die Verurteilung ökumenischer Bemühungen und vertrat bis in die kirchenslawische und russische Rechtschreibung hinein eine extrem konservative Linie, die in Russland bei vielen Anklang fand. Seit 1990 gründete sie Dutzende von Gemeinden der "Freien Orthodoxen Kirche" in Russland. Kloster und Druckerei in Jordanville New York. Am 17. Mai 2007 erklärten sich elf Bischöfe der Auslandskirche (mit ihrem Oberhaupt Metropolit Laurus, New York) als "untrennbar selbständiger Teil" des Moskauer Patriarchates.
21.04.2009 |